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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Klaus Boeckmann, Conditio humana. Das widersprüchliche Erbe der Menschen, Norderstedt 2011

Klaus Boeckmann hat ein interessantes populärwissenschaftliches Buch geschrieben, dass mir gefällt. Es geht darin, wie der Titel schon sagt um den Zustand von uns Menschen, woher wir kommen, was uns zum Menschen macht (mit all unseren Widersprüchen, mit unseren positiven und negativen Seiten, unseren Gefährdungen und Chancen) und wohin nach Ansicht des Autors uns unsere Wege führen werden. Das Buch kommt ohne jeden wissenschaftlichen Apparat daher, keine Zitat- oder Literaturangaben (letzteres bedauere ich, da ich mich über weitere Literaturhinweise zu interessanten Themen immer freue). Es ist eines der verständlichst geschriebenen populärwissenschaftlichen Bücher, die ich bisher gelesen habe. Die Weltsicht des Autors ist im Grunde atheistisch: Religion ist letztlich eine Erfindung des Menschen, hervorgegangen aus seinen inneren Ängsten, Sehnsüchten und Hoffnungen. Das religiöse Weltbild, so scheint der Autor zu meinen, wird notwendigerweise immer mehr einem wissenschaftlichen Weltbild weichen, denn es passe nunmehr besser zu unserer Welterfahrung. Weitere interessante Themen sind etwa noch wie gut und wie schlecht wir Menschen von unserer biologischen Veranlagung her sind (z.B. unsere oft sehr destruktiven Aggressionen, aber auch die menschliche, ebenfalls schon zu unserer Grundausstattung gehörende, Emphatie und unsere Fähigkeit zum Mitgefühl) und das geistig-kulturelle Potential des Menschen (der Autor stellt fest, dass sich die Lebewesen im Laufe der Evolution an die Natur angepasst haben, nunmehr aber der Mensch massiv die Natur an seine Bedürfnisse anpasst).  Auch der Tod ist in dem Buch ein wichtiges Thema. Die Argumentationslinie von Herrn Boeckmann ist überwiegend von Evolution (bzw. Biologie) und Psychologie bestimmt. Das Buch gliedert sich in 4 Hauptkapitel „Die Suche nach dem Sinn“, „Die Last unseres Erbes“, „Die Grenzen des Ichs“, „Ausblicke“. Von meinem Empfinden her hat es aufgrund seiner sehr kurzen Unterkapitel schon fast ein wenig meditativen Charakter (aber mit viel Engagement). Das liegt auch daran, dass die Person des Autors in dem Buch stärker hervortritt, als man es bei (populär-)wissenschaftlichen Werken sonst gewohnt ist. Ich empfand das in diesem Falle als positiv. Alles in allem eine unterhaltsame Lektüre, finde ich.

Jürgen Czogalla, 07.10.2011


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