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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Otfried Höffe, Die Macht der Moral im 21. Jahrhundert. Annäherungen an eine zeitgemäße Ethik, München 2014

Das Buch hat zwar einen pompösen Titel, dahinter verbirgt sich aber, was weder dem Cover noch dem Buchrücken, noch der Verlagsankündigung zu entnehmen ist (vielmehr findet man es im Anhang), lediglich eine Aufsatz- und Vortragssammlung des Autors, wovon einiges sogar schon veröffentlicht wurde und dem Leser in überarbeiteter Form nochmals vorgesetzt wird. Das nenne ich einmal eine wirklich grandiose Mogelpackung. Vierzehn solcher Häppchen bekommt der gutwillige Käufer da vorgesetzt, in denen teils eine „nutzlose Philosophie“ gelobt und immer nur sehr kurz und schon ein bisschen oberflächlich über Themen wie ökologische Ethik, Risiko-, Tier- und Technikethik referiert wird; weitere Themen sind etwa noch Identität im Zeitalter der Digitalisierung und als Letztes ein kurzer Ausblick über die Macht der Moral. Hauptbezugspunkte für den Autoren sind dabei immer wieder Aristoteles und Kant. Im Anhang gibt es ein gleichfalls wirklich enttäuschendes Literaturverzeichnis, das durch fast gänzliches Fehlen wirklich aktueller ethischer Referenzliteratur glänzt. Ebenfalls negativ viel auf, dass sich ganze Passagen bisweilen fast wörtlich gleich in mehreren der Beiträge wiederfinden, für mich ein Ärgernis und Zeichen, dass man sich nicht wirklich Mühe gegeben hat, ein ganzes Buch herauszugeben, sondern vielmehr lieblos zusammengeklatschte Aufsätze, bzw. Vorträge in einem Band vereinigt hat. Vom Niveau her ist das sicher schon etwas für gehobene Zeitungs- und Zeitschriftenlektüre, aber für ein Buch ist mir das absolut zu wenig. Wer nun meint, er müsse wirklich alles lesen und vor allem kaufen, was der durchaus profilierte Philosoph Otfried Höffe so schreibt, der mag sich auch damit zufriedengeben. Für Leser, die nur eine Einführung in ethische Fragestellungen suchen, ist es schon wieder zu spezifisch, für Leute vom Fach wohl schon wieder nicht tief gehend genug und vor allem zu einseitig kategorisch auf Kant und Aristoteles zugeschnitten. Für einen wirklich weiträumigen philosophisch-ethischen Diskurs hat es bei Weitem nicht das Format.

Jürgen Czogalla, 01.05.2014

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