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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Richard David Precht: Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?, München 2007

Prechts Reise durch das Reich der Philosophie kommt etwa so daher wie eine Stadtrundfahrt durch eine Millionenmetropole: Man sitzt im Bus und bekommt über Lautsprecher vom Reiseführer etwas über die Sehenswürdigkeiten gesagt, an denen man gerade vorbeifährt. Ab und an hält der Bus auch mal an, man steigt aus und schaut sich für ein halbes Stündchen eines der  Monumente aus der Nähe an und weiter gehts. Am Ende der Reise ist derjenige, der sich mit all dem vorher noch nicht so recht beschäftigt hatte doch etwas erschlagen von der, zumeist unverknüpften, Informationsflut, die auf ihn herniedergeprasselt ist. War die Führung aber gut, so wird er zufrieden sein.  Prechts Führung ist übrigens gut und sollte er in einem der Teilnehmer an seiner Rundreise durch die Philosophiegeschichte ein tiefergehendes Interesse geweckt haben, so wartet er mit Literaturempfehlungen zu jedem Kapitel für weiteres Studium auf. Dem echten Kenner, der an dieser Reise teilnimmt, wird das ganze allerdings sicher viel zu seicht sein, mag es ab und zu auch einmal ein erfreuliches Wiedersehenserlebnis gegeben haben. Aber für den Kenner war diese Reise wohl auch nicht gedacht,  sondern für den unbedarften Fahrgast ohne große Vorkenntnisse. Und in diesem Fall ist das Buch auch eine Reise wert, aber eben wie bei der Stadtführung, braucht man nicht zu erwarten, dass der Autor etwa ein eigenes großartiges Philosophiekonzept entwickelt, sondern er streut ab und zu seine eigene Meinung zu philosophischen Themen ein - Themen, die nur lose miteinander verbunden sind. Abgearbeitet werden sie zumeist an bedeutenden Persönlichkeiten der Philosophiegeschichte, deren Grundgedanken (sehr) kurz referiert werden. Als übergeordnete Kapiteleinteilungen dienen dem Autor die drei berühmten Kantschen Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Und: Was darf ich hoffen? Am interessantesten fand ich persönlich den Themenbereich Hirnforschung und auch den allerletzten Teil des Buches über den Sinn des Lebens.

Jürgen Czogalla, 13.09.2009

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