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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Richard Rorty, Systematische und bildende Philosophie

Große bildende Philosophen sind für Rorty etwa Dewey, Wittgenstein und Heidegger. Sie machen sich für Rorty eher lustig über die systematische Philosophie, der Suche nach universaler Kommensuration in einer endgültigen Sprache. Bei ihnen haben Wörter nicht kraft ihrer Darstellungskraft, sondern kraft ihrer Beziehung zu anderen Wörtern Bedeutung. Bestimmte Vokabulare haben bei ihnen ihren privilegierten Status den Personen zu verdanken, die sie verwenden, und nicht ihrer Durchlässigkeit gegenüber der Wirklichkeit. Große systematische Philosophen wollen wie große Wissenschaftler für die Ewigkeit bauen, während bildende Philosophen um ihrer Generation willen zertrümmern, sie wollen dem Staunen seinen Platz erhalten, das Staunen, dass es noch Neues unter der Sonne gibt. Bildende Philosophen verhindern, dass unsere Gespräche zu bloßen Forschungsprozessen degenerieren, zu einem bloßen Austausch von Theorien.

Jürgen Czogalla, 27.01.2018