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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Michael Schmidt-Salomon: Die Kunst sich selbst zu verzeihen

Das Zauberwort für den Autor ist "Du kannst nichts dafür!" Wir können seiner Meinung nach nur die Person sein, die wir aufgrund unserer Veranlagungen und Erfahrungen sein müssen. Dagegen sähe die Beurteilung bei einem Verfechter des freien Willens, wie Schmidt-Salomon kontrastierend ausführt, natürlich anders aus: Nämlich "Du bist voll verantwortlich, wenn Du versagst bist wirklich Du es der versagt", wer es zu mehr bringt sei nicht nur der glücklichere, sondern letztlich auch der bessere Mensch. Nach Schmidt-Salomon hemmt nun sowohl die negative schuldbeladene als auch die positive stolzgeschwängerte Bilanzierung des eigenen Lebens die Möglichkeiten individueller Weiterentwicklung: Das Indiviuduum bliebe Ich-fixiert, gefangen in Wahrnehungsverzerrungen hinsichtlich der Welt und der eigenen Person. Anders die Bilanz, so der Autor, wenn ich mich selbst nur als Produkt meiner genetischen Veranlagungen sowie zufällig angetroffener Umstände sehe: Es gebe keinen Grund zur Überheblichkeit genausowenig wie ein Grund für Minderwertigkeits-, Scham- und Peinlichkeitsgefühle, denn wer wisse, dass er sich nur so verhalten konnte, wie er sich verhalten hat, muss sich nicht moralisch schuldig fühlen. Natürlich sei so etwas wie Reue für vergangene schlechte Taten immer noch möglich, nach dem Motto: Von meinem jetzigen Determinierungsstand aus tut mir alles unheimlich leid, auch wenn ich damals leider leider nicht anders konnte.

(Ironische Anmerkung: Ist das nicht ganz toll?)

Jürgen Czogalla

02.05.2011