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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Ulla Wessels' Wunschkriterien

Für den moralisch zählbaren Wunsch hat Ulla Wessels folgende Kriterien ersonnen:

1. Intrinsizität

Unter den Begriff Wünsche sollen nur intrinsische Wünsch fallen. Deren Inhalte sollen also vom Wünschenden zumindest auch um ihrer selbst Willen gewollt werden, unabhängig von (vermuteten) Verbindungen zu anderen (Wunsch)Inhalten. Dadurch will die Autorin vermeiden, Wünsche die auf falschen Vorstellungen beruhen mitberücksichtigen zu müssen (etwa wenn Anna wünscht in einer Kokusplantage zu stehen und daher wünscht nach Alaska zu reisen: Der Alaskawunsch ist instrumentell und nicht zielführend für den intrinsischen Kokusplantagenwunsch und kann damit ausgeschieden werden; der richtige instrumentelle Wunsch wäre z.B. nach Thailand zu reisen). Außerdem verhindert die Regel, dass durch falsche Wunschsummierungen die Wohlfahrt der betreffenden Person falsch beurteilt wird. Würden alle Wünsche zählen, auch die extrinsichen, bekäme nicht nur der intrinsische Wunsch Gewicht, sondern auch noch alle dazugehörenden extrinsischen Wünsche. Eigentlich zähle aber nur der intrinsische Wunsch.

2. Angebundenheit der Vorstellung

Der Inhalt des Wunsches muss eine tragende Rolle spielen, er muss korrekt, vollständig und lebhaft vorgestellt werden. Nur dann lägen eben keine unbestimmten, sondern zählbare bestimmte Wünsche vor.

3. Angebundenheit an Empfindungen

Die vollständige, korrekte und lebhafte Vorstellung seines Wunsche muss den Wünschenden angenehm berühren.

4. Implizitheit

Glück-Wunsch-Ethiken berücksichtigen zwar nur Wünsche, die auch mit angenehmen Empfindungen einhergehen, diese angenehme Empfindung muss aber nicht unbedingt schon im gerade gegenwärtigen Bewusstsein des Wünschenden vorhanden sein, denn keiner könne immer an alles denken, was ihm am Herzen läge. Emtscheidend ist vielmehr, dass wenn jemand an einen bestimmten Inhalt denken würde, er dann auch froh wäre.

5. Die Freude muss mit dem Inhalt auf bestimmte Weise interagieren

Das besagt einfach, dass die Freude mit dem Wunschinhalt auch etwas zu tun haben muss. Also ist etwa ein Wunsch der nur unter Drogeneinwirkung entsteht für die Autorin moralisch nicht zählbar, die Drogenfreude interagiert eigentlich nicht mit dem Inhalt.

Jürgen Czogalla

09.01.2012