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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Zygmunt Bauman, Postmoderne Ethik, Neuausgabe Hamburg 2009

In seinem Buch greift Bauman postmoderne Gedankenspiele auf und versucht sie für die Ethik fruchtbar zu machen. Für ihn ist es ausgemacht, dass wir in Sachen Moral umdenken müssen, denn es hätte sich erwiesen (oft argumentiert er in der Art von „aber wir haben erkannt“, nun ja ich zumindestens aber noch nicht so recht) dass die alten Wege des absoluten Vertrauens in Universalisierung und rationaler Begründung von Handlungen in die Irre führen würden. Stattdessen plädiert er für die Einsicht und das Eingeständnis, dass wirkliche Moral irrational ist. Seine Analysen sind durchaus interessant, aber ich finde sie zum Teil einfach überspannt und für meine eigene Umwelt als nicht zutreffend (müsste sich mein Umfeld jetzt vielleicht radikal ändern? Das will ich nicht hoffen.). Postmodernes Bewußtsein beeinhaltet für Bauman die Einsicht, dass es keine Formel für ein Leben ohne Widersprüche, Risiko, Gefahr oder Irrtum gibt, und dass den Stimmen die das Gegenteil behaupten zu misstrauen sei. Das Durcheinander in der menschlichen Verfassung sei unkurierbar und das werde so auch für immer bleiben. Die kalkulierenden Anstrengungen der Vernunft können moralische Fragen nicht lösen, ja Moral ist in den Händen der Vernunft nicht sicher, sondern ihre Kraft wird sogar gemindert: Sie beraubt den Menschen dessen, was nach Bauman das moralische Selbst allererst ausmacht: Dem nicht-berechenbarem, ungegründetem, nicht-rationalem drängendem Bedürfnis, sich dem Anderen zuzuwenden.

Dieses Buch war für mich eine interessante, anregende, mich letztlich aber nicht überzeugende Lektüre.

Jürgen Czogalla, 18.09.2011

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