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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Klaus Harter, Begegnungsmodelle in der Entwicklung des Menschen. Optimale Entfaltung durch adäquate Begleitung, Berlin 2012

Der Mensch besitzt ein intuitives Verständnis davon, wie er in bestimmten Situationen auf andere Menschen am besten einzugehen hat. Seinem Kind wird man zum Beispiel sicher anders begegnen als beispielsweise dem Lebenspartner oder dem Chef. Mit seinem Buch unternimmt es Klaus Harter Begegnungen zu analysieren und insbesondere für den Heranwachsenden nachzuhaken, wie ihm sein Umfeld so begegnen sollte, dass er sich optimal entfalten kann. Begegnungsweisen müssen dabei nach Harter sowohl auf die entsprechende Lebensphase des Entwicklungspartners als auch den entsprechenden Zyklus innerhalb der jeweiligen Lebensphase eingestimmt sein. Die Lebensphasen, auf die der Autor in seinem Buch näherhin eingeht, sind Mütterlichkeit (Empfängnis bis 4,25 Jahren, emotionale Zentrierung), Väterlichkeit (bis 9,25 Jahren, alle folgende Phasen dauern dann immer 5 Jahre, rationale Zentrierung), Elternschaft (psycho-sexuelle Zentrierung), Gruppe der Gleichaltrigen (sozio-dynamische Zentrierung), gegengeschlechtlicher Partner (gegengeschlechtliche Zentrierung), Nation/Volk (Zentrierung im Kollektiv) und schließlich Gott (geistige Zentrierung, also im Alter von 29,25 – 34,25).Die Entwicklungslinien innerhalb einer jeden Lebensphase wiederholen sich dann sozusagen, bei ansteigender Komplexität, zyklisch nach Meinung des Autors in jeder weiteren Lebensphase. Diese Entwicklungslinien versucht der Autor zu stellen, indem er sie in vier Archetypenpaaren darstellt. Die erste zyklische Phase ist die archetypische Beziehung Uroboros (Begegnungspartner) - inhärenter Partner (Entwicklungspartner), die zweite das Paar Gross - Kind, die dritte Siefhaft - Widerstrebend und schließlich die vierte Phase, die den Übergang zum nächsten Lebensabschnitt dartellt, - Held. Dabei zeigt der Autor Begegnungsfehler auf, die den Heranwachsenden (also den Entwicklungspartner) in seiner Entwicklung hemmen können, und weist zugleich auf Grundrichtlinien für ein optimales Begegnungsverhalten hin. Dabei geht der Autor für jede zyklische Phase so vor, dass er die jeweiligen Archetypen erläutert und danach ihre Symbolik (z. B. in Gestalten aus Märchen und Sagen) erschließt und schließlich noch die Begegnung zwischen Begegnungspartner und Entwicklungspartner näherhin analysiert. Eine wichtige Stütze für seinen Ansatz bilden dabei für ihn die Theorien von C. G. Jung, in dessen Gedankenwelt der Leser sozusagen hineingeworfen wird.

Das Buch war für mich gewöhnungsbedürftig, es ist nämlich meiner Meinung nach kein populärwissenschaftliches Werk, sondern die Formulierungen sind teils etwas „verschwurbelt“ und immer mal wieder gerne mit einigen Fachtermini aus dem Bereich der Psychologie durchsetzt. Die dargestellten Lebensphasen samt ihren Zyklen scheinen wohl vom Autoren idealisiert angenommen zu sein, er weist immer mal wieder darauf hin, dass aufgrund von missglücktem Begegnungsumfeld auch einmal etwas übersprungen werden kann oder nur unfertig (und daher womöglich krankmachend) abgeschlossen wird. Trotzdem hat für mich diese „Katalogisierung“ eines Lebens mit genauen Zeitangaben für jede Phase schon ein bisschen etwas den Hauch des Esoterischen, zumal es dann auch mit den empirischen Nachweisen für diese Lebensphasentheorie natürlich hapert. Das Leben, wie ich es kennengelernt habe, ist viel reicher und auch überraschender als diese Kartographierung vermuten lässt, da gibt es Überlappung von Lebensphasen und Sprünge, die nicht unbedingt gleich auf eine Erkrankung durch ein ungesundes Begegnungsumfeld hindeuten müssen. Aber selbst wenn man, wie beispielsweise ich, diese ganz hyperakribische Einteilung in Lebensphasen nicht so ganz für voll nimmt, kann man trotzdem dieses Buch mit Gewinn lesen, denn man lernt viel, wie man emphatisch und nicht nur verstandesmäßig auf die Bedürfnisse, und hier besonders auf die von Menschen, die uns persönlich nahe stehen, in rechter Weise eingehen kann und sich zugleich dabei auch selbst weiterzuentwickeln. Dabei sind die vielen symbolischen Figuren (Archetypen), die der Autor beschreibt, von der bösen Hexe, dem Zauberer, dem alten Weisen bis hin zum jungen, energiegeladenen Helden, besonders hilfreich, zumal sie ja allgemein bekannt sind und uns alle intuitiv ansprechen.



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