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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Otfried Höffe , Lebenskunst und Moral - oder macht Tugend glücklich?, München 2009, 1. überarbeitete NeuausgabeIn seinem  Buch stellt Höffe 2 große Grundrichtungen einer möglichen ethischen Theorie  dar, nämlich eine Ethik nach dem Prinzip der Eudaimonie mit der Letztbegründung  „Glück“ als das zu erstrebende Ziel, die von Aristoteles herrührt, und eine  Ethik nach dem Prinzip „Autonomie“, die von Immanuel Kant begründet worden ist.  Beide Ethiken sind für Höffe, wenn sie recht verstanden werden, gut begründete,  in sich schlüssige Ethiken, auf denen sich ein geglücktes Leben aufbauen lässt.  Er beschreibt beide Konzepte ausführlich und stellt sie in den Kontext heutiger  Fragen und Problemkreise, in denen sie sich seiner Meinung nach auch nach wie vor  bewähren. Allerdings wird deutlich, dass er die Ethik mit dem Prinzip „Autonomie“  als höherwertig bewertet: Und zwar weil er der Meinung ist, dass in der  autonomen Moral die Moralität um ihrer selbst willen gewollt wird, sozusagen  aus einer moralischen Selbstachtung heraus, bei der eudaimonistischen Moral  dagegen wird moralisch „nur“ gehandelt um das Gute zu erreichen, nicht einfach  nur weil es gut ist; das sei weniger hoch zu bewerten. Denn für die Moralität  spreche letztlich nicht die bloße Erfüllung eines Glücksverlangens, sondern  dass man mit sich selbst moralisch im reinen sei. (In diesem Zusammenhang unterscheidet Höffe 3 Stufen der Freiheit innerhalb der praktischen Vernunft).Trotzdem ist er aber der  Überzeugung, dass sich beide Wege nicht ausschließen, sondern dass es  Überschneidungen gibt. Auch eine Ethik die sich am Glück orientiert kommt nämlich  zum Beispiel nicht ohne gehöriges Interesse auch am Wohlergehen des Anderen  aus, denn wer sich die Sympathie seiner Mitmenschen verscherzt wird wohl kaum  glücklich werden können. Der Unterschied zwischen den beiden Moralen liegt aber  nach Höffe darin, dass die autonome Moral verlangt auch dann noch moralisch zu  handeln, wo es tatsächlich dem Eigeninteresse zuwiderläuft. Aber auch eine  autonome Moral, so Höffe, kann erkennen, dass es nichts besseres als ein  glückliches Leben geben kann, wenn nur klar ist, dass es nur dann wirklich gut  sein kann, wenn es der moralischen Bedeutung von gut (Moralität um ihrer selbst  willen erstreben) entspricht. Dann würde sich der Gegensatz von Moral und  Lebenskunst
     aufheben.
       Ich habe mich durch das anspruchsvolle Buch etwas durchkämpfen müssen, wurde dafür dann aber letztlich durch interessante Einsichten belohnt. Warum der Autor der Meinung ist, dass Ethik einer Letztbegründung unbedingt bedarf, ist mir allerdings nicht ganz klar geworden. Dazu hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Jürgen Czogalla, 26.09.2009  |