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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Dietmar Hübner, Einführung in die philosophische Ethik, Göttingen/Bristol 2014

Dietmar Hübner legt mit seinem Buch eine anspruchsvolle, aber dennoch verständliche Einführung in die Ethik vor, die auf seinen Lehrveranstaltungen an den Universitäten Bonn und Hannover, die er speziell für Einsteiger in die Philosophie, aber auch für Studierende aus anderen Fächern seit dem Sommersemester 2008 gehalten hat, und von denen es auch derzeit noch entsprechende Videos auf YouTube zum Abrufen gibt, beruht. Das für mich Besondere an diesem Buch gegenüber anderen von mir gelesenen Einführungen ist, dass der Autor in die Ethik einführt, indem er Gedankengänge von einigen, überschaubaren Klassikern vertieft referiert und damit einhergehende Problemkreise bespricht. Die Klassifizierungen, die er bespricht, sind also weniger verallgemeinerte Betrachtungen, sondern bleiben mehr an einzelnen Denkern verhaftet. In einem ersten Kapitel geht er dabei erst einmal auf die Begriffserklärung von Moral und Ethik ein, danach behandelt er die deskriptive Ethik mit den drei Klassikern Smith, Kohlberg und Luhmann, danach leitet er weiter in den Bereich der Metaethik und danach geht es zu den Tugendethiken (Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin, wie erreiche ich ein geglücktes Leben?), den Deontologien (Kant, Ethik als Lehre von der guten, richtigen Handlung) und schließlich den Teleologien (Bentham, Mill, Sigdwick, hier hat die Ethik die Konsequenzen einer Handlung im Blick).

Die jeweiligen Ethiken werden meiner Meinung sehr gut und auf den Punkt gebracht referiert, manchmal schleichen sich aber auch einige Redundanzen ein, was ab und an zu einer gewissen Langatmigkeit führt. Insgesamt liest sich das Buch aber gut, ganz einfach ist es aber dabei nicht, bisweilen ist es schon nötig, genau und auch langsam zu lesen um die Gedankengänge zu verstehen, so z. B. wenn der Autor beim referieren des Utilitarismus ein paar sprachlogische Formeln zum Besten gibt (was ich persönlich im Grunde überhaupt nicht mag). Da der Fokus wirklich auf den Klassikern liegt, werden allerdings gerade aktuellere Autoren etwas stiefmütterlich, vereinzelt und nur am Rande behandelt, sodass das Buch insgesamt für mich ein bisschen zu wenig in die Breite geht. Auf der anderen Seite hat mich die vertiefte Wiederbegegnung mit den Klassikern allerdings auch doch sehr erfreut. Vielleicht sollte der Autor einmal darüber nachdenken, dem Buch noch einige Seiten mehr zu spendieren, um hier dem Leser ein paar mehr Informationen und Studienanregungen zu geben. Auch das im Buch abgedruckte Literaturverzeichnis ist doch eher schmal und vermittelt so nur einen sehr eingeschränkten Einblick in aktuelle Diskussionen. Als Einführung ist das Buch natürlich nichtsdestotrotz sehr wohl geeignet, es geht aber gewissermaßen durch seine konzentrierte Tiefe über eine eigentliche Einführung schon etwas hinaus, bleibt aber andererseits hinter einer wirklich „runden“ Einführung meiner Meinung nach zurück in dem der Blick zu wenig in die Weite geht. Vielleicht liegt diese gewisse Zwiespältigkeit einfach darin begründet, dass der Autor zu sehr an seinem Vorlesungskonzept hängt und die Möglichkeiten und Erfordernisse der Buchform so nicht wirklich optimal trifft.

Fazit: In Vorlesungen bewährtes Konzept, das ich mit kleine Einschränkungen gerne dem Leser empfehle.

Jürgen Czogalla, 14.02.2016

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