Philosophisch-ethische Rezensionen
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Christian Kellermann, Henning Meyer (Hrsg.), Die gute Gesellschaft. Soziale und demokratische Politik im 21. Jahrhundert, Berlin 2013In seinem Vorwort zu diesem Buch stellt Erhard Eppler eine ganz besondere Besonderheit desselben heraus:
Die Verfasser der Beiträge dieses engagierten und mancher Hinsicht auch visionären Sammelbandes sind alle samt überzeugte Sozialdemokraten. Niedergeschrieben
haben sie hier ihre Vorstellungen von einer guten Gesellschaft und bei allen Anpassungen und Antworten an neue Herausforderungen wissen sie sich alle an
grundlegende Werte der Sozialdemokratie rückgebunden, bzw. fordern eine Rückbesinnung auf dieselben. Themen sind etwa die Gleichheit von Bildungschancen
(zum Thema Bildung liegt hier unter anderem ein höchst interessanter Beitrag von Gesine Schwan vor), Finanzmarktkontrolle, der Forderung des Primates des
demokratischen Staates über den freien Markt, Abbau ungerechter Ungleichheiten, Mindestlöhne, vorsorgender Sozialstaat, Produktionsfortschritte, aber auch
Nachhaltigkeit und die Fortbildung der EU zu einer engeren, solidarischen, demokratischen Wirtschafts-, Fiskal- und Sozialunion, sowie eine faire Gestaltung
der Globalisierung. Die Beiträge sind in drei Kapitel eingeordnet, erster Teil „Geschichte und Werte“, zweiter Teil „Politik und Ökonomie“ und dritter Teil
„Herausforderungen und Zukunft“. Die Beitragenden sind alle samt renommierte Autoren, darunter auch etwa Julian Nida-Rümelin, Thomas Meyer, Colin Crouch und
Andrea Nahles, die auf den Seiten ihres Beitrages eine Art aktuelles Parteiprogramm der SPD zum Besten gibt. Insgesamt ist das Ganze sehr niveauvoll
geschrieben und es werden aktuelle Probleme auf wissenschaftliche Art und Weise beleuchtet und auch immer wieder Lösungswege angeboten. Es mangelt auch nicht
an Hinweisen, wie man für die SPD wieder mehr Wähler gewinnen und auf die gesellschaftliche Entwicklung mehr Einfluss nehmen könnte. Es sehen hier doch
etliche Autoren insbesondere nach dem Schock der letzten Finanzkrise für ihre Partei positive Aussichten, wenn man nur die Gelegenheit jetzt sozusagen denn
richtig am Schopf packen würde. Trotzdem ist das Buch aber wirklich kein bloßer SPD-Propagandaschinken geworden, sondern ist so verfasst, dass es auch Leser
aus anderen politischen Ecken lesen können – und das mit Gewinn – ohne sich dabei ständig die Haare raufen zu müssen. Parteiangehörigen will es wohl Mut
machen und eine Vision für die heutige Zeit vermitteln, und ich habe den Eindruck, dass es damit durchaus Erfolg haben könnte.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und viel dazugelernt, obwohl ich nicht mit allem übereinstimme und auch kein Parteimitglied der SPD bin. Ich denke es ist auf jeden Fall gerade für politisch engagierte Menschen eine gewinnbringende Lektüre. Jürgen Czogalla, 15.07.2014
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