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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Albert Kitzler, Denken heilt! Philosophie für ein gesundes Leben, München 2016

Unter seelischen Belastungen haben die Menschen schon immer gelitten. Kitzler richtet sein Augenmerk darauf, was für Heilmittel uns die antiken Philosophen dafür anbieten. Er stellt klar, dass hier der Schwerpunkt nicht darauf liegt akute Leiden zu kurieren, sondern seelische Leiden erst gar nicht aufkommen zu lassen. Dabei gilt es heilsame Denkformen aufzunehmen und sich durch regelmäßiges Einüben in sie sich diese sozusagen einzuverleiben. Das Ganze soll dann dazu führen seelisches Leiden zu verringern oder ganz zu vermeiden und die Freude am Leben zu erhöhen. Antike Philosophie erscheint so nicht als etwas was bloßer Wissens- oder Bildungsvermehrung dient, sondern sich heilvoll auf die eigene Lebensführung auswirkt. Der Autor spricht von einem Gesunddenken, das in der Antike sowohl bei uns im Westen als auch im Osten entwickelt wurde um die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit positiv zu beeinflussen und widerstandsfähiger gegen die Lasten des Alltags macht. Heilmittel gegen folgende Leiden werden angeboten: Überlastung, Ängste, Zorn, Ärger, Wut und Hass, Sorgen und Kummer, Entfremdung, Leidenschaften, Trauer, Habgier und Geiz, Neid, Eifersucht, Missgunst und Schadenfreude, Gier, Ehrgeiz, Überheblichkeit und Hochmut. Nach jedem vollendeten .Abschnitt werden die genannten Heilmittel noch ein Mal kurz thesenhaft aufgeführt. Immer wiederkehrende Ratschläge sind dabei etwa, das rechte Maß zu wahren, die eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen und dabei innere Werte zu priorisieren, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren und sich der Endlichkeit allen Seins bewusst zu werden. Als Lesempfehlungen gibt der Autor eine kurze Bücherliste in einem eigenen Kapitel zum Besten, deren Verfasser die Philosophen sind, auf die er sich auch hauptsächlich immer wieder bezieht: Seneca, Konfuzius, Bhagavadgita, Mark Aurel, Epikur, Zhuangzi, Patañjali und Demokrit.

Die antiken Philosophen lehren durchaus einiges, was sich auch in das heutige Alltagswissen durchgehalten hat. Vieles davon bekommt man im Kindergarten und Schule, im Gottesdienst in der Kirche und (hoffentlich) von den eigenen Eltern mit auf den Weg gegeben. Das klingt für mich also im Grunde alles schon irgendwie vertraut. Wichtige Werte und Lebenshaltungen werden vermittelt, die mit kapitalistischer Gier allerdings nicht vereinbar sind. So werden also auch immer wieder Lebenshaltungen als krankmachend implizit kritisiert, die sich nur nach äußeren (Un-)Werten orientieren, und das vernachlässigen, was eigentlich im Leben zählt. Die Aufteilung des Buches in eigene Abschnitte zu jedem seelischen Leiden ist zum einen hilfreich, wenn man Hilfen zu einem speziellen Leiden sucht und dieses gezielt nachschlagen will, zum anderen aber auch sehr ermüdend, wenn man das Buch an einem Stück liest. Denn hier wiederholen sich die Rezepte gegen die Leiden in den einzelnen Abschnitten doch schon fast ein bisschen gebetsmühlenartig immer wieder. Das mag denn einen gewissen meditativen Touch haben und ist vielleicht tatsächlich hilfreich für eine Einverleibung heilsamer Gedanken, aber wirklich spannend ist das nicht. Das Buch ist allerdings gut verständlich geschrieben und bietet durchaus hilfreiche Hinweise zur Vermeidung von Leiden, wenn man denn bereit ist auch ein wenig geistig zu trainieren. Wer es schafft das Buch fertig zu lesen ohne dabei einzunicken hat dann womöglich den ersten erfolgreichen Schritt dazu getan.

Jürgen Czogalla, 04.02.2017

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