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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Hans Krämer: Integrative Ethik, Frankfurt am Main 1995Mit keinem anderen Ethikbuch habe ich mich je so abgequält, wie mit dem  Buch von Hans Krämer. Als fürchterlich und freudlos empfinde ich die von ihm  verwendete, bodenlos-total verwissenschaftlichte Sprache: Da werden auch  einfache Sachverhalte zu hochkomplexen Konstruktionen verbildet, so dass ich  mich des öfteren – man möge es mir verzeihen – regelrecht veralbert vorgekommen  bin. Letztlich doch zu Ende gelesen habe ich das Buch, weil das Anliegen des  Autors eine integrative, der Lebenskunst mit verpflichteten Ethik den Weg zu  bereiten, die es unternimmt Moralphilosophie und Strebensethik als zwei  heterogene und autonome Zweige der Ethik in einem teils konkurrierenden, teils  kooperativen Verhältnis zu belassen, eigentlich eine interessante Sache ist.  Nach der Vorherrschaft der Strebensethik von der Antike bis ins 18. Jahrhundet  und dem darauf folgenden Zeitalter der Sollensethik von der Aufklärung bis hin zur  Schwelle der Gegenwart, sei es nunmehr nach Meinung des Autors an der Zeit für  ein drittes Zeitalter, in dem die beiden Teildisziplinen in relativer Autonomie  und Eigenständigkeit gesehen werden und dadurch ihre Kooperation erst  ermöglicht und sinnvoll wird. Besonders bemerkenswert fand ich noch, dass sich  der Autor in einem eigenen Kapitel Gedanken über die philosophisch-ethische  Beratungspraxis macht, sieht er doch unter anderem die Möglichkeit, dass  Philosophen hier Beratungsleerstellen füllen, die z.B. von Psychologen und  Rechtsanwälten nicht abgedeckt werden.
    Das Buch scheint mir nur etwas für ein wirkliches und besonders  hartgesottenes Fachpublikum zu sein, alle anderen werden es spätestens nach ein  paar dutzend Seiten aufgeben,
    dieses Buch zu Ende zu lesen (es ist übrigens  über 400 Seiten stark).   Jürgen Czogalla, 14.10.2010  
     
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