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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

William MacAskill, Gutes besser tun. Wie wir mit effektivem Altruismus die Welt verändern können, Berlin 2016

MacAskill will mit seinem Buch Wege aufweisen, wie wir anderen Menschen möglichst effektiv helfen können ohne dabei ungewollt Schaden anzurichten. Dazu ist es seiner Meinung nach nötig Hirn und Herz zu kombinieren und mit Hilfe von zuverlässigen Daten dann vernünftig altruistisch zu handeln. Dabei geht es dem effektiven Altruismus, der hier vorgestellt wird, nicht bloß darum einfach Gutes zu tun, sondern darum, möglichst viel Gutes zu tun. Um das zu erreichen, kann man sich an fünf Schlüsselfragen des Autors orientieren:

1. Wie viele Menschen profitieren davon und in welchem Maß? Die Antwort auf diese Frage hilft uns herauszufinden, wie groß der Nutzen unseres jeweiligen Einsatzes ist, die Maßnahme mit dem größten Nutzen sollten wir wählen. Hier entscheiden wir, wem wir helfen und wem eben nicht.

2. Ist dies das Wirksamste, was man tun kann? Die besten Gesundheitsprogramme sind nach Ansicht des Autors hunderte Male besser als die lediglich guten Programme, darum sollten wir diese auch wählen.

3. Ist dies ein vernachlässigter Bereich? Ist das Problem wichtig und dabei aber vernachlässigt, können wir hier mit einer Spende sehr viel mehr bewirken. Für den Kampf gegen Malaria steht z. B. viel weniger Geld zu Verfügung als für die Krebsforschung und -heilung, hier ist es also effektiver, für Malaria zu spenden.

4. Was wäre andernfalls geschehen? Hier geht es darum zu schauen, wie sich das jeweilige Programm auswirkt (vielleicht gibt es ja Studien dazu?). Auch wenn sich jemand z. B. dazu entschließt Arzt zu werden um möglichst vielen Menschen zu helfen, können Überlegungen dazu führen, dass man mit einem anderen höher bezahlten Beruf, bei dem man gezielt viel Geld spenden kann, mehr Menschen helfen kann als als Arzt.

5. Wie gut sind die Erfolgsaussichten, und wie viel wäre ein Erfolg wert? Manchmal lohnt es sich Wege einzuschlagen, nicht weil sie mit großer Wahrscheinlichkeit etwas bewirken werden, sondern weil sie eine sehr große Wirkung entfalten würden, wenn sie denn etwas bewirken. So ist es z. B. nicht sehr wahrscheinlich, dass man Ministerpräsident eines Landes wird, schafft man es, kann man aber in dieser Position unglaublich viel gutes bewirken.

Außerdem gibt der Autor auch noch in einem Kapitel Tipps aus Sicht des effektiven Altruismus für die Berufswahl für Menschen die möglichst viel helfen wollen, gibt eine kleine, feine Liste sehr effektiver Hilfsorganisationen zum besten, die Spenden annehmen, nennt die seiner Meinung nach wichtigsten Problemfelder die einer Lösung harren und geht der Frage nach wie man als Konsument am meisten bewirken kann. In einem Schlusskapitel fasst er dann seine Thesen nochmal kurz zusammen.

Meiner Meinung nach bietet der Autor eine gute zusätzliche Hilfe und Anregungen dafür an, wie man sich für wichtige Themen einbringen kann. Aber der Autor selbst will eigentlich mehr, er möchte uns davon überzeugen, unser ganzes helfendes Leben sozusagen alleine am effektiven Altruismus auszurichten. Das finde ich überzogen, denn tatsächlich möchte ich nicht immer ständig möglichst viel Gutes tun. Jemand der beispielsweise eine liebe Person durch Krebs verloren hat und sich jetzt dafür einsetzt diese Krankheit zu bekämpfen und hier seinen Fokus setzt, der sollte nach Meinung des Autors sich besser für die Bekämpfung von Malaria einsetzen, weil das effektiver ist. Er sollte seinen Kopf einschalten und sich die Zahlen ansehen und sich nicht von einer zufälligen Begebenheit (der Tod der lieben Person) sozusagen fremd bestimmen lassen. Aber hinter solchen Entscheidungen steht eben nicht bloß ein Zufall, sondern ein ganzes Leben mit zugehörig gemachten Erfahrungen, die man einbringen möchte. Und gerade diese Lebenserfahrungen führen dann auch dazu, dass wirklich unterschiedlichste Projekte unterstützt werden und nicht eben nur eine handvoll, die der Autor empfiehlt. So ist auch für eine gute Verteilung gesorgt und wir werden im Spendenbereich von einer fatalen und nur langsam reagierenden Planwirtschaft bewahrt. Trotzdem hat der Autor aber sicher auch Recht, wenn er auf ganz wichtige Hilfsprojekte aufmerksam macht die sehr viel Gutes bewirken und die trotzdem womöglích noch wenig allgemein bekannt sind. Das kann für mich aber jetzt nicht bedeuten, dass ich mich nur einseitig auf sie konzentriere.

Trotzdem ein wirklich lesenswertes, gut geschriebenes Buch, dass mit teils überraschenden Erkenntnissen nicht geizt!

Jürgen Czogalla, 26.05.2016

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