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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Michela Marzano, Philosophie des Körpers, München 2013In ihrem mit 144 Seiten schon
        ein bisschen schmalen Bändchem konstatiert die Autorin in der Einleitung,
        dass die Philosophen doch meistens die Vernunft, den menschlichen Verstand
        oder vielleicht auch noch einmal menschliche Leidenschaften zum Thema haben.
        Die Realität, der Sinn und der Wert der Körperlichkeit, die Endlichkeit der
        menschlichen Existenz werden darob vernachlässigt. Wenn er, der Körper,  –
        zumeist am Rande – thematisiert wird erscheint er allzu oft als Gefängnis,
        als Maschine oder als Materie, wird reduziert auf das Bild der Last, von der
        man sich befreien kann oder auf seine Funktion als komplexer Organismus. Im
        Grunde unternimmt es die Autorin in ihrem Buch nach dem Sinn der leiblichen
        Existenz zu fragen, wobei sie ihn in seiner materiellen Existenz beleuchtet,
        als auch in seiner kulturellen und sozialen Dimension. Der Körper erscheint
        bei ihr als Objekt, das aber auf eine bestimmte Präsenz verweist, anders als
        die anderen materiellen Objekte um uns herum. Er führt mitten in das Sein
        der Person. Durch den Körper ist der Mensch als inkarniertes Wesen an die
        Materialität der Welt gebunden, woraus sich eine zweifache Weise unserer
        Körpererfahrung, so die Autorin, ergibt, wir haben nämlich zu ihm sowohl
        eine instrumentelle als auch eine konstitutive Beziehung. Dieser nach
        Meinung der Autorin widersprüchlichen Existenz nähert sie sich in ihrem Buch
        von historisch-philosophischer Seite, versucht aber auch insgesamt den
        Widersprüchen der körperlichen Existenz, die jedem Menschen innewohnen,
        tiefergehend nachzuspüren. Das Buch hat fünf große Abschnitte: „Der
        Dualismus und seine Etappe“, „Vom Monismus zur Phänomenologie“, „Der Körper
        zwischen Natur und Kultur“, „ Verwerfung und Verdinglichung: die dunklen
        Seiten der Materie“ und „Sexualität und Subjektivität: der Vollzug des
        Fleisches“. Zu dem Ganzen gibt es dann noch eine Einleitung und ein
        Schlusswort. Die großen Abschnitte sind dann nochmals in kleinere,
        nummerierte, überschriebene Einheiten unterteilt, die sehr gedrängt, aber
        dabei nicht oberflächlich die Gedankengänge der Autorin vorantreiben und
        ordnen. Ob sie nun die Vorstellung des Körper als Gefängnis der Seele
        darstellt, Körperlosigkeit des Cyberspace, die Fallstricke des
        Konstruktivismus,
        die
        Erfahrung von Krankheit, Sexualität oder die perverse
        Verdinglichung des Körpers analysiert, die Gedanken der Autorin werden in
        klarer, eingängiger und gut nachvollziehbarer Sprache präsentiert. So sehe
        ich das Buch auch nicht unbedingt als eine Lektüre für die abgelegene
        Gelehrtenstube, sondern man kann sich damit durchaus auch einmal die Zeit am
        Strand vertreiben. Und man bekommt eine Menge schöner, inspirierender und wichtiger Gedanken
        mit auf den Weg. Es ist aber kein Buch, das die Gedanken in ein ganz festes
        Korsett einzwängen will, sondern es bleibt alles ein bisschen luftig und
        frei schwebend. Das Buch hat mich gut unterhalten und genährt
        zurückgelassen, ohne dass es mir sonderlich auf den Magen geschlagen ist
        (will sagen: Ich empfinde es nicht als besonders theorielastig).   Jürgen Czogalla, 26.06.2013 ![]() 
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