Philosophisch-ethische Rezensionen
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Charles Pépin, Sich selbst vertrauen. Kleine Philosophie der Zuversicht, München 2019Pépin weiß, dass das Selbstvertrauen eine geheimnisvolle Mixtur ist und
viele unterschiedliche Wege dorthin führen. Er nennt dann drei Quellen des Selbstvertrauens: Selbstvertrauen ist
Vertrauen in den anderen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Vertrauen in das Leben. Nach Ansicht des Autors
kommen wir nicht vertrauensvoll in die Welt, sondern wir werden es erst. Auch Selbstvertrauen müssen wir uns mit
Geduld und Mühe erarbeiten. Der Entstehung des Selbstvertrauens und wie man es fördern kann geht er dann in 10
Kapiteln nach: Pflege gute Beziehungen,
Übe fleißig, Höre auf dich selbst, Staune, Sei entschlussfreudig, Lege Hand
an, Schreite zur Tat, Bewundere, Bleibe deinem Begehren treu, Vertraue dem Mysterium der Existenz. Das Buch ist eine
Einladung sich frei zu machen und auf sich selbst zu hören. Damit knüpft der Autor an einen Urgestus der Philosophie
an. Es ist eine Einladung sich selbst zu vertrauen. Wenn es allerdings den Zweifel nicht gebe, so erklärt es der
Autor, dann müssten wir uns auch nicht selbst vertrauen. Auch ist Selbstvertrauen nicht gleichbedeutend mit
Selbstsicherheit. Denn wer sich selbst vertraut findet auch die Kraft sich Ungewissem zu stellen. Im Zweifel und in
Tuchfühlung mit dem Ungewissen findet er dann die Kraft sich aufzuschwingen.
Das Buch besticht durch eine außergewöhnlich zupackende und bisweilen sehr poetische Sprache, die klar und eindeutig das, was der Autor meint, auch an den Leser rüberbringt. Immer wieder gelingt es dem Autor nach einer längeren Darstellung alles nochmal in wenigen kurzen Sätzen für den Leser klarzumachen. Dabei äußert er Einsichten, die auch wirklich zu Herzen gehen und nicht nur intellektuell ansprechen. Das Buch ist also nicht bloß ein philosophisches Sachbuch, sondern hat wirkliche literarische Qualitäten. Die Hilfestellungen zu mehr Selbstvertrauen wissen zu gefallen und sind zumeist abseits von Stereotypen, die man schon tausendmal gehört hat oder anderen nichtphilosophischen, platten und die Situation des Menschen und seine Bedürfnisse nicht recht in den Blick nehmenden Ratgebern, die nur schnelle und oberflächliche Ergebnisse suchen und darum bisweilen schon etwas gruselig sind. Die gefällige Sprache und die immer positive Sicht des Selbstvertrauens des Autors lassen das Buch aber meiner Meinung nach bisweilen allzu glatt werden. Ich hätte zum Beispiel auch gerne sehr viel mehr von falschem Selbstvertrauen und möglichen negativen Folgen von allzu großem Selbstvertrauen gehört. Weil der Autor aber durchweg seinen Begriff von Selbstvertrauen positiv bestimmt und aufbaut, bekommt er das nicht in den Blick. Schade! Trotzdem ist es natürlich ein gutes Buch, zu dem man keine philosophischen Vorkenntnisse benötigt. |