Philosophisch-ethische Rezensionen
|
|
Amartya Sen, Elemente einer Theorie der Menschenrechte, Ditzingen 2020Der Aufsatz zur Theorie der Menschenrechte ist erstmals 2004 in Englisch
in einer Fachzeitschrift erschienen, es handelt sich dabei um einen Aufsatz von geringem Seitenumfang.
Für Sen ist es von entscheidender Bedeutung das Verhältnis zwischen Überzeugungs- und Anziehungskraft der Menschenrechte und
ihrer begründeten Rechtfertigung, der hinterfragten Anwendung anderseits zu verstehen. Ein gewisses Maß an Theorie und
Verteidigung der Theorie hält er daher für notwendig und genau das ist Gegenstand seines Aufsatzes. Sein Ziel ist es Kritik an
der Kohärenz, Stichhaltigkeit und Legitimität der Menschenrechte angemessen zu begegnen. Dabei geht er auf folgende Fragen ein:
Welche Art von Aussagen trifft eine Menschenrechtserklärung? Weshalb sind Menschenrechte wichtig? Welche Pflichten ergeben sich
aus den Menschenrechten? Wie können Menschenrechte gefördert werden? Können wirtschaftliche und soziale Rechte zu den
Menschenrechten gehören? Wie können Vorschläge für Menschenrechte verteidigt oder in Frage gestellt und wie sollte der Anspruch
auf universellen Status bewertet werden? Dabei versteht er Menschenrechte in erster Linie als moralische Ansprüche, die die
Gesetzgebung inspirieren können, auch wenn letzteres kein konstitutives Merkmal von Menschenrechten ist. Um sich als Menschenrecht
zu qualifizieren, müssen die Freiheiten die gefördert werden sollen gewisse Schwellenbedingungen der besonderen Bedeutung und
der sozialen Beeinflussbarkeit erfüllen. Aus den Menschenrechten ergeben sich für ihn Gründe zum Handeln für diejenigen, die in
der Lage sind bei Förderung oder Schutz der zugrunde liegenden Freiheiten Hilfe zu leisten. Dabei lässt sich für ihn eine Theorie
der Menschenrechte nicht auf ein juristisches Modell beschränken. Dazu gehören nämlich auch öffentliche Anerkennung und öffentliches
Engagement und sie werden in öffentlicher Diskussion und öffentlichem Eintreten gefördert. Menschenrechte können für ihn wichtige
und beeinflussbare wirtschaftliche und soziale Freiheiten mit einschließen. Auch wenn sich solche Rechte vielleicht noch nicht
überall umsetzen lassen, verwandelt sich ihr Anspruch dadurch noch lange nicht in ein Nicht-Recht. Schließlich hängt die Universalität
der Menschenrechte für ihn mit dem Standhaltenkönnen in einer ungehinderten Diskussion zusammen, die über nationale Grenzen
hinausreicht.
Das Buch ist mit 122 Seiten ausgewiesen, in meinem Kindle E-Book Reader ist Sen nach 52% des Gesamtumfanges fertig, danach kommt eine Art Kurzkommentar von Christian Neuhäuser, der bei 63% des E-Books endet, der Rest sind Anhänge. Das ist das unterirdischste Buchverhältnis, was mir in meiner Rezensentenzeit jemals untergekommen ist. Wirklich unglaublich! Das Aufsätzlein ist sicher nicht schlecht um sich über Menschenrechte super kurz zu informieren, den Buchumfang empfinde ich aber als ziemlich aufgeblasen. |