Philosophisch-ethische Rezensionen
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Rebekka Reinhard: Vom Wesen der Diva
Die Diva ist für Reinhard eine personifizierte Paradoxie, die schön, hässlich, großartig und erbärmlich zugleich
ist, die, weil sie nicht mehr so recht auf dem Teppich bleibt, die Grenzen zwischen Sein und Schein, Leben und Tod
einfachhin ignoriert. Dabei lebt sie das ungehemmt aus, wovor wir Normalsterblichen uns fürchten, sie lebt sozusagen
unsere dunkelsten Abgründe in aller Öffentlichkeit aus. Dabei würde die Tragödie ihres Lebens unsere eigene Existenz
wie ein Gewitter erhellen und uns reinigen. Sie zeigt uns, was möglich ist, wenn man die Grenzen des Normalen und
Geläufigen überschreitet, die für gewöhnlich unsere Passionen beschränken. Nicht das Wirkliche sei für die Diva das
Wichtige, sondern das Tragische. Hier ist nichts mehr wahr, aber alles möglich. Was uns an ihr tragisch erscheint,
ist für sie allerdings nur das Alltägliche. Das Unvorstellbare an ihrem Leben verwirrt und irritiert und wird als
eine fiktive Bedrohung vom außenstehenden, sensationslüsternen Betrachter erfahren, was zu einem angenehmen Gefühl
bei ihm führen kann. Gleichzeitig macht dies auch die Erhabenheit der Diva aus. Die Diva par excellence ist für
Reinhard Elizabeth Taylor, der durch ihre letztliche Erhebung in den Adelstand durch Königin Elizabeth II sogar
noch die Verwandlung vom Sublimen zum Würdevollen hin gelungen sei.
15.10.2013 |