Philosophisch-ethische Rezensionen
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Beate Rössler, Autonomie und AmbivalenzMit Ambivalenz sind widerstreitende Gefühle, Wünsche, Motive, Intentionen
und Rollen gemeint, die uns eine Entscheidung zwischen Ihnen abverlangen, wenn eine Situation es von uns so fordert,
wobei aber für die Alternativen jeweils scheinbar gleichwertige gute Gründe vorliegen. Für Rössler bedeuten Ambivalenzen
mit denen richtig umgegangen wird aber keine Bedrohung von Autonomie, sondern sind Ausdruck der Komplexität des Selbst,
eines vernünftigen Verhältnisses zu Konflikten von Wünschen, Überzeugungen… Sie sind Ausdruck der Kontingenz des alltäglichen
Lebens. Autonomie kann so geradezu verstanden werden als vernünftiger, angemessener Umgang mit Ambivalenzen, mit der
Unvereinbarkeit von Wünschen und Möglichkeiten, mit der Komplexität der Frage wie man leben will. Wenn wir uns ambivalent
fühlen, so sind wir deswegen nicht irrational oder heteronom. Ambivalenz steht der Selbstbestimmtheit und dem gelungenen
Leben nicht im Wege, sondern es gilt, dass wir uns halbwegs gelassen immer wieder mit uns selbst arrangieren. Das ist
geradezu ein Ausdruck von Autonomie.
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