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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Rudolf Pirnbacher, Selbstbestimmt. Gedanken über unser Selbstverständnis, Norderstedt 2021

Pirnbacher erklärt in seiner Einleitung seine Absicht mit dem Buch: Er möchte einen Beitrag zum Selbstverständnis des Menschen liefern, wobei er sich der Aufklärung und dem Humanismus verpflichtet fühlt. Dabei geht er davon aus, dass Selbstbestimmtheit, menschliche Freiheit und freier Wille Dinge sind, die nicht einfach vorgegeben sind, sondern die wir uns erarbeiten müssen, wobei auch soziales und kulturelles Umfeld eine Rolle spielen. Für ihn ist außerdem Bewusstsein nur im gegenwärtigen Augenblick des Hier und Jetzt erfahrbar. Daraus leitet er dann ein Prinzip der Einheit des Geistes jenseits von Raum und Zeit ab. Er bezeichnet sein Buch als Essay. Am Ende gibt er einige Begriffserklärungen zum Besten und Hinweise zur Positionierung seines Textes. Er verortet sich selbst weltanschaulich in der Position des evolutionären Humanismus, wie er sich etwa bei dem zeitgenössischen Philosophen Michael Schmidt-Salomon findet. Er wendet sich gegen Dogmen, aber auch gegen einen Relativismus, der seiner Meinung nach den humanistischen Prinzipien entgegengesetzten Weltanschauungen nichts entgegenzusetzen vermag. Er vertritt desweiteren einen hypothetischen Realismus der davon ausgeht, dass es eine vom Menschen unabhängige Realität gibt, die eine Struktur hat. Es gibt Ursache-Wirkungsbeziehungen und diese Strukturen sind zumindest teilweise erkennbar. Um zu wahrhafter Selbstbestimmung zu kommen sollten wir uns seiner Meinung nach an Prinzipien der Vernunft und an der Wahrheit orientieren.

Das Büchlein ist ziemlich dünn und zum Lesen habe ich keine Stunde gebraucht. Die Gestaltung auch mit ein paar netten farbigen Grafiken ist ansprechend. Was man bekommt sind tatsächlich Gedanken die einen zu eigenen Überlegungen anregen können und die auf aktueller Forschung aufsitzen. Um zu überzeugen müsste die Argumentation aber meiner Meinung nach dichter sein. Persönlich gar nichts kann ich mit dem Ansatz des Autors von einer Mystik des Einsseins anfangen. Zum einen verstehe ich sein Intuition nicht (ein bisschen eine Mystik ohne Gott), die er in nur ein paar Zeilen darstellt noch halte ich es wirklich für ein ergiebiges philosophisches Thema. Es gehört für mich eher in die Kategorie Religion oder Esoterik. Vielleicht interessiert aber gerade diese Art der Zusammenschau andere Leser, dann müssen sie sich allerdings wirklich auf ein kurzes Vergnügen einstellen, wenn sie zu diesem Buch greifen.

Jürgen Czogalla, 13.11.2021

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