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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Henrich, Die Strafzettel der UN-Diplomaten

Bis November 2002 mussten, so weiß Henrich, die UN-Diplomaten keinen Strafzettel bezahlen. Ihr Falschparken blieb also immer ohne negative Folgen, ganz egal, wo sie ihr Auto abstellten. So häuften sich von November 1997 bis Ende 2002 150.000 unbezahlte Knöllchen an, etwa 18 Millionen nicht bezahltes Bußgeld. Henrich verweist nun auf eine Studie von Ted und Ray die die Anzahl der Strafzettel von Diplomaten aus den verschiedenen Ländern verglichen. Die Unterschiede waren enorm. Diplomaten aus dem Vereinigten Königreich, Schweden, Kanada, Australien und einigen anderen Ländern erhielten in diesem Zeitraum null Strafzettel. Im gleichen Zeitraum bekamen Diplomaten aus Ägypten, Tschad und Bulgarien die meisten Tickets, über 100 pro Mitglied der jeweiligen Delegation. Es wurde festgestellt, dass die Delegationen um so mehr Strafzettel sammelten, je höher deren internationaler Korruptionsindex für ihr Herkunftsland war, unabhängig von der Größe des Landes, des Einkommens der Diplomaten, der Art des Verstoßes und der Tageszeit. Nach 2002 wurde diese Immunität aufgehoben und die New Yorker Polizei griff hart durch. Trotzdem bekamen die Diplomaten aus den korruptesten Ländern trotz neuer Maßnahmen und jetzt daraus folgend auch viel weniger Verstößen, nach wie vor die meisten Strafzettel. Die Studie legt nahe, dass die Delegationen aus verschiedenen Ländern bestimmte psychologische Tendenzen und Motivationen von zu Hause mitbrachten, die sich im Parkverhalten manifestierten.

Jürgen Czogalla, 03.10.2023