philosophisch-ethische-rezensionen auf Facebook

Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Kerstin Schlögl-Flierl, Die Übertragbarkeit der drei evangelischen Räte (Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam) auf eine heutige Moraltheologie und Spiritualität für alle Menschen

Als biblische Fundierung nennt Schlögl-Flierl, dass Jesus verschiedentlich Weisungen gegeben hat, die sich in die 3 Räte übersetzen lassen, nämlich in den Rufen Jesus in seine Nachfolge wie z.B. "Verkauf was du hast und gib den Erlös den Armen" (Mt 19,21) (Armut); dem Verlassen seiner sexuellen Vollzüge, um das Hervortreten dahinter liegender schöpferischer Kräfte zu ermöglichen (Enthaltsamkeit/Ehelosigkeit); und als Verlassen der Verfügung über sich selbst: "Wer seine Seele um meinetwillen verliert, wird sie gewinnen" (Mt. 10,39). Damit zum Beispiel der evangelische Rat "Ehelosigkeit" für Laien brauchbar sein kann, wird vorgeschlagen ihn als "Keuschheit" auszulegen, und zwar im Sinne einer guten Ordnung im Umgang mit Sexualität. Also mit dem Rat verbunden einen maßvollen Umgang mit Sinnlichkeit und Genuss zu betreiben. Außerdem noch als Freisein zur Transparenz, dessen Gegenteil eine narzisstische Nabelschau wäre. Die Autorin referiert dann noch, dass der Moraltheologe Bernhard Fraling die evangelischen Räte als Antwort auf die Grundängste der Menschen versteht: Armut als Antwort auf die Angst vor Verhungern und Zu-Kurz-Kommen in materieller und geistiger Hinsicht, Ehelosigkeit als Antwort auf die Angst der Haltlosigkeit des Lebens und Gehorsam als Antwort auf die Angst vor Fremdbestimmung. Die evangelischen Räte bezeichnet die Autorin als ein Charakteristikum einer christlichen Spiritualität.

Jürgen Czogalla

20.04.2024