Philosophisch-ethische Rezensionen
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Karl-Otto Apel: Transformation der Philosophie, Band 1 und 2, Frankfurt 1976 (Band 1) und 5. Auflage 1993 (Band 2)Karl-Otto Apels zweibändige „Transformationen der Philosophie“ ist mit Sicherheit ein Klassiker der deutschen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Worum geht es nun in diesen zwei aufregenden Bänden, die sich aus einer Reihe von sehr anspruchsvollen Aufsätzen des Autoren zusammensetzen? Ich meine es geht letztlich darum, dass der Autor auf der einen Seite meint, dass Kants Frage nach den transzendentalen Bedingungen der Möglichkeit und Gültigkeit von Wissenschaft überhaupt beantwortet werden muss,
gleichzeitig aber auf der anderen Seite, dass die Antwort nicht, wie bei Kant, über ein transzendentales Bewusstsein überhaupt zu suchen ist, sondern die Antwort muss vermittelt
werden über die großen Errungenschaften der Philosophie des 20. Jahrhunderts, die Einsicht in den transzendentalen Stellenwert der Sprache und der Sprachgemeinschaft.
Im Grunde geht es also immer wieder um eine Transformation erkenntnistheoretischer Theorien in eine Sprachanalytik. Es kann darum nicht verwundern, dass die Philosophie
Wittgensteins immer wieder ein zentrales Thema der einzelnen Abhandlungen ist (mehr noch als etwa Peirce). Auch die zweite große Strömung deutscher Philosophie des 20.
Jahrhunderts, die oftmals als total gegensätzlich zur analytischen Philosophie, die sich auf Wittgenstein bezieht, gesehen wird, nämlich sozusagen der Heideggerische
Zweig deutscher Philosophie, wird behandelt. Beide Richtungen werden miteinander in spannende Beziehung gesetzt, Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und versucht die
beidseitigen Defizite durch gegenseitige Befruchtung auszugleichen. Letztlich geht es darum auch um eine Überwindung der Gegensätze der Begründung der Methoden
scheinbarer wertfreier Objektivität der empirischen Wissenschaften und der Begründung der Methoden der Geisteswissenschaften. Unter anderem versucht sich Apel
etwa auch an einer Letztbegründung der Ethik, was ich ziemlich aufregend fand.
Die Bände setzen schon einiges an philosophischem Vorwissen voraus, man sollte schon zumindest etwas über das Grundanliegen Kants mitbringen und zumindest grobe Kenntnisse der Philosophie Heideggers und Wittgensteins, dann können Apels Aufsätze schon zu kleinen Offenbarungen werden. Übrigens schreibt er aber meiner Meinung nach deutlich klarer und verständlicher als etwa Habermas. Getrübt wir meine Freude an den Bänden allerdings durch die meiner Meinung nach etwas lieblose Herausgabe, zwar viele Fußnoten, aber keine Übersetzungen, nicht der englischen, lateinischen, ja noch nicht einmal der altgriechischen Zitate. Dafür gibt’s von mir ein Buh. Jürgen Czogalla, 31. 07.2011 |