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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Julian Baggini, Die großen Fragen. Ethik, Heidelberg 2014

Julian Baggini geht in seinem Buch auf insgesamt 208 Seiten zwanzig grundlegenden Fragen nach, die ein gelungenes Leben betreffen, und gibt auf sie philosophisch begründete Antworten, die aber nicht immer eindeutig sind. Ziel des Autors ist letztlich, dem Leser zu helfen, bessere moralische Entscheidungen zu treffen. Und dabei geht es für ihn eben nicht um klare Antworten, die immer konform zu vorgeblich streng objektiven Regeln gelten, sondern darum, dass man darüber nachdenkt und sich ernsthaft dahin gehend prüft, was man wirklich Wert schätzt, und dann auch die entsprechende Verantwortung für eine Entscheidung übernimmt. Das Buch will also letztlich dem Leser zu der Klarheit verhelfen zu erkennen, nach welchen Werten er selbst leben möchte. Die zwanzig Themen werden jeweils kurz und knackig auf etwa je zehn Seiten besprochen und sie umfassen ein weites, hochinteressantes und auch aktuelles Feld, wie z. B. die Frage, ob Tiere Rechte haben, ob Abtreibung Mord ist, ob Euthanasie legal sein sollte oder ob Sex eine moralische Frage ist und so weiter.

Für sein Buch, das in der ambitionierten Reihe „Die großen Fragen“, dessen Reihenherausgeber der profilierte Philosoph Simon Blackburn ist, erschienen ist, gebührt Julian Baggini meiner Meinung nach höchstes Lob. Es ist ein überaus gelungenes, unterhaltsames, abwechslungsreiches und durchaus spannendes populärwissenschaftliches Werk geworden, das den Leser zu keiner Zeit überfordert, ihn aber auch nicht mit oberflächlichem, abschweifendem Geschwätz langweilt. Lobenswert ist vor allem, dass er regelmäßig aktuelle und vor allem auch wirklich im besten Sinne treffende Bezüge zu den Fragen herstellt, die er behandelt. Da wird schon einmal untersucht, ob der Afghanistankrieg ein gerechter Krieg gewesen ist und ob man das dann auch etwa vom Irakkrieg noch behaupten kann; und er berichtet etwa von dem Fall der Diane Pretty, einer an einer unerträglichen, unheilbaren Krankheit leidenden Britin, die mit ihrer Klage bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ging: Sie wollte, dass ihr Mann ihr beim Suicide helfen darf, ohne anschließend strafrechtlich dafür belangt zu werden. Von vielen solchen Beispielen und Bezügen lebt das ganze Buch.

Fazit: Diese Ethik ist bewegend, anschaulich, verständlich und tief - und das auf je nur erstaunlich wenigen, etwa zehn Seiten pro Thema. Ein ganz ausgezeichnetes Buch!

Jürgen Czogalla, 01.04.2014

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