![]() |
Philosophisch-ethische Rezensionen
|
|
Julian Baggini, Wie die Welt denkt. Eine globale Geschichte der Philosophie, Hamburg 2025Die westliche Philosophie, so weiß Baggini, wird bei uns oft als universale
Philosophie dargestellt, als die ultimative Untersuchung menschlichen Verstehens. Die Erforschung anderer Philosophien wird
hauptsächlich den Anthropologen und Kulturwissenschaftlern überlassen. Denn es liegt hier die weit verbreitete Auffassung vor,
dass z.B. die indische, chinesische, japanische, afrikanische oder auch islamische Philosophie zwar dabei hilft, diese fremden
Kulturen zu verstehen, sie aber nicht zu einem besseren Verständnis des menschlichen Daseins beitragen. Baggini selbst gibt
zu, dass er bis vor wenigen Jahren auch so gut wie nichts über andere Philosophien als die westliche wusste. In der Zwischenzeit
meint er aber, dass wir uns selbst nicht verstehen können, wenn wir andere nicht verstehen. Mit dem Buch verfolgt er das Ziel
herauszufinden, was wir verstehen müssen, um mit dem Verstehen anfangen zu können. Er selber ist weder Spezialist für indische,
islamische oder chinesische Philosophie und sieht sich in seinem Buch als eine Art philosophischer Journalist, der auch immer
wieder Spezialisten interviewt, aber auch kanonische Texte selbst gelesen hat, um sozusagen die Essenzen dieser oft fremden
Philosophien und die großen Strukturen zu ermitteln und mit uns in Beziehung zu setzen. Dabei geht er nicht chronologisch-zeitlich
vor, sondern nach Themen. In einem Kapitel geht es darum, was Erkenntnisse und Überzeugungen rechtfertigt, in einem anderen
geht es um verschiedene Gedanken zu Metaphysik und Kosmologie, in einem weiteren Kapitel um die Natur des Menschen und schließlich
ein Kapitel darüber, wie wir leben sollten. Zum Abschluss gibt es dann ein Kapitel, in dem er sozusagen die Essenzen der jeweiligen
Philosophien nach Regionen kurz darstellt. Baggini meint, dass wenn wir in Erfahrung bringen, wie andere denken, dann kann
das die Gewissheit unserer eigenen vermeintlichen Erkenntnisse ins Wanken bringen, was immer der erste Schritt zu einem größeren
Verständnis ist.
Baggini hat ein sehr zugängliches Buch geschrieben, das mit fremden Welten vertraut macht, von denen aber auch wir lernen können, die auch uns Anregungen geben für ein besseres Leben. Manches fand ich dabei schon etwa kurios, wie etwa das Faible der Inder für Gurus, das auch heute noch weithin wirksam ist. Anderes hat mich beeindruckt, wie etwa das japanische Verständnis für Vergänglichkeit, das die Japaner auch heute noch besonders in der Zeit der kurzen Kirschblüte zelebrieren. Ich habe also viel neues dazugelernt. Gutes Buch für Einsteiger und solche, die sich erst einmal einen Überblick verschaffen möchten ohne in die Spezialistenfalle zu geraten, die für anderes oft blind macht. Jürgen Czogalla, 18.05.2025 ![]() |