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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Alexius J. Bucher, Verantwortlich handeln. Ethik in Zeiten der Postmoderne, Regensburg 2000Bei der Rezension dieses Buches bin ich doch etwas befangen, weil der Autor  einer der Professoren ist, bei denen ich in der Vorlesung saß und Prüfungen  gemacht habe – übrigens ein sehr liebenswerter Mensch. So habe ich mich denn auch  gefreut als ich dieses Buch aus dem Jahre 2000 entdeckt habe. Das Problem, dass  ich mit dem Buch habe ist, dass es meiner Meinung nach für das gewählte Thema  einfach zu wenig Umfang hat: Ich hätte z.B. gerne und detaillierter erfahren  was die „Postmoderne“ eigentlich sein soll und bedeutet; und die Grundfragen  der Ethik auf gerade mal so etwa 80 Seiten abzuhandeln ist schon ein fast  tollkühnes Unterfangen. Die Bereichsethiken werden dann auf so etwa knappen 50  Seiten dargestellt (Medienethik, Bioethik und Wirtschaftsethik). Als Einführung  in die Ethik für Anfänger kann ich dieses Buch darum definitiv nicht  weiterempfehlen, denn um richtig zu verstehen braucht es mehr als nur „Schlagsätze“  zu verinnerlichen. Wer allerdings schon über ein gewisses ethisches Grundwissen  verfügt und sehen möchte welche Wege die Ethik in postmodernen Zeiten  einschlagen kann mag mit Gewinn zugreifen. Allerdings bietet der Autor meiner  Meinung nach alles andere als einen postmodernen Ethikentwurf. Es ist wohl eher  ein Ethikentwurf entstanden in Auseinandersetzung mit der Postmoderne, was ja  nicht dasselbe ist. Dabei ist der Autor der Meinung, dass einem Letztbegründungsanspruch  der Ethik auch unter den Bedingungen der Postmoderne nachgespürt werden kann,
  wobei sich allerdings deren Pragmatik jeweils empirisch erfahrbar situativ  erweisen müsste: Leben müsste eben auf diesem Wege optimal gelingen. Als Kriterien  starker Argumente für die Letztbegründung nennt Herr Bucher, dass die Gründe  frei von empirischen Zufälligkeiten sein müssten, dass die vorgestellten Gründe  logisch allem Empirischen vorausgehen müssten und dass die Gründe vor aller  empirisch-subjektiven Besonderheit generell gelten müssten. Und schließlich  sollte noch das Kriterium der Intersubjektivität berücksichtigt werden  (ethische Handlungen betreffen nie nur den Einzelnen allein, sondern immer auch  eine konkrete Gemeinschaft). Alternativen normativer Ethik sieht Bucher im
  Utilitarismus und Formen der Diskursethik.
   Jürgen Czogalla, 28.03.2010  
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