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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Thea Dorn, Trost. Briefe an Max, München 2021Thea Dorn hat einen Briefroman geschrieben, in dem Johanna, die als
         Redakteurin in einer Zeitung arbeitet, den Corona Tod ihrer 84-jährigen Mutter verarbeitet, die trotz Warnungen eine
         Italienreise unternommen hatte – mit tödlichem Ausgang. Starten tut das Ganze mit einer Karte (per Post) mit einem
         netten Motiv und der Frage wie es ihr geht von ihrem Freund Max, offensichtlich ein Hochschullehrer für Philosophie.
         Darauf antwortet Johanna mit einigen Seiten und dann kommt die nächste Karte von Max, wieder mit nettem Motiv und
         einer einzigen Satzfrage. Diese Fragen sind zum Teil sehr provozierend für Johanna, helfen ihr aber dann doch irgendwie
         den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten, wobei ihre Antworten mehr oder weniger Monologe sind an einen schmallippigen Freund.
         Da Max Philosoph ist, sind seine Kartenmotive entsprechend, so zum Beispiel ein Gemälde, dass den Tod Sokrates darstellt
         oder einen Säulengang der zu einer stoischen Schule passt. Das bringt dann etwa Johanna dazu über den Tod nachzudenken
         oder 
         stoische Tipps zum Umgang mit Trauer zu verreißen. Das Ganze sind jetzt aber keine philosophischen Abhandlungen,
         sondern oft sehr emotionale und aus dem Stehgreif kommende Reflexionen und Aufarbeitungen wie man sie sich vielleicht
         auch in einer psychotherapeutischen Sitzung vorstellen könnte. Krass ist da natürlich auch die Schilderung, wie Johanna
         ihre Mutter nicht im Krankenhaus besuchen durfte und wie beschränkt zuletzt die Beerdigung aufgrund der Coronamaßnahmen
         ausgefallen ist. Es ist also ein aktuelles Buch unserer Coronazeit. Der philosophische Gehalt ist eher nicht so, wie
         in den Büchern, die ich hier sonst bespreche, auf Sachbuchniveau, sondern populär in das pralle Leben eingebettet.
 
         Das Buch hat mich gut unterhalten und hat auch die richtige Länge (schmales Buch), bevor mir vielleicht doch Johannas Monologe anfangen auf die Nerven zu gehen. Leser ohne philosophischen Background können durchaus auch etwas mit dem Buch anfangen, das allerdings in gehobenem intellektuellem Milieu spielt. Und viele philosophische Anspielungen werden sie nicht verstehen. Aber vielleicht bekommen sie mal Lust, die verrissene Stoa zu lesen oder ein anderes hier erwähntes philosophisches Buch. Und vielleicht gibt es ja auch etwas Trost für Leser, die in einer ähnlichen Situation wie Johanna sind und nach Antworten auf ihre Fragen nach dem Tod eines lieben Menschen suchen – Fragen, an deren Beantwortung sie aber letztlich selbst arbeiten müssen – so wie Johanna.  
                  
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