Philosophisch-ethische Rezensionen
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Wolfram Eilenberger, Geister der Gegenwart. Die letzten Jahre der Philosophie und der Beginn einer neuen Aufklärung 1948 – 1984, Stuttgart 2024Für den Autor ist sein Buch ein Zeugnis der Befreiung. Die von
ihm vorgestellten Denker: Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Susan Sonntag und
Paul K. Feyerabend standen
zu den institutionell verfestigten Formen und Schulen des Philosophierens quer, so weiß der Autor. Und sie
sind natürlich auch anerkannte Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts. Sie schufen auch keine eigenen Schulen
oder ein eigenes System. Aber sie sind für Eilenberger beispielhafte Verkörperungen eines Lebens im Sinne
der Aufklärung. Eilenberger stellte fest, dass sie gemeinsam ein Gefühl der Enge und existenzieller Verlorenheit
verband und alle 4 suchten daraus einen befreienden Ausgang. Dabei ging es dem Autor explizit nicht um
Vollständigkeit, wenn er aus dem Leben dieser 4 Denker erzählt und zwar indem er die Biographien ineinander
verzahnt (er erzählt ein bisschen von dem einen unterbricht und erzählt von einem anderen der 4 und so fort).
Eilenberger kritisiert dabei, dass Adorno, Sonntag, Foucault und Feyerabend oft als Paradebeispiele für eine
Verabschiedung der Aufklärung im Sinne Kants verortet werden, oft unter dem Titel „Postmoderne“. Für ihn ein
Zeichen der Verwirrung unserer geistigen Gegenwart. Denn für ihn zeigen sie alle abermalige Ausgänge aus einer
selbstverschuldeten Unmündigkeit an, zu der Kant einst aufrief. Und der Autor spricht auch seinem Leser Mut
für solch eine Aufklärung zu. Der Autor weiß die Biographien und Denkwege schmissig zu vermitteln, Vorwissen braucht der Leser keines. Man erfährt in etwa die Grundlinien ihres Denkens und wie es dazu kam, ohne dass der Autor irgendwelche hochgestochenen wissenschaftlichen Ambitionen mit seinem Buch verfolgt. Es ist darum leicht zugänglich und kann auch als Einstieg in die Freude philosophischen Denkens dienen. Denn die vorgestellten Denker – erfreulicherweise ist auch eine Frau dabei – sind nun geradezu hochgradig originell und zu mindestens mir auch sympathisch. Da gibt es also vieles Kurioses und Skurriles zu erfahren, in einer Epoche des Umbruchs, die auch in die Zeit der wilden 60er Jahre mit den Studentenprotesten fällt. Und der Autor erzählt auch noch von den letzten Jahren der 4 und wie sie zu Tode gekommen sind. Also eine ganz und gar runde und mitreißende, motivierende Sache! Jürgen Czogalla, 24.11.2024 |