Philosophisch-ethische Rezensionen
|
|
Philipp Felsch, Der Philosoph. Habermas und Wir, Berlin 2024Der Autor ist Professor für Kulturgeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin.
Was er liefert ist keine ausgearbeitete Biographie, sondern in 22 kleineren Texten wird schlaglichtartig besonders das Wirken
Habermas im Nachkriegsdeutschland von 1945 bis heute beleuchtet, wobei man dann natürlich auch etwas von den Fragen mitbekommt,
die die Geisteswelt hierzulande seit Ende des 2. Weltkrieges so bewegte und wie sich Habermas in Debatten einschaltete, bzw.
sie an stoß. Dabei wird aber natürlich nicht ausgespart, wie Habermas z.B. auch vom US amerikanischen Denken beeinflusst und
inspiriert war. Ganz wichtig bei ihm war auch die Verarbeitung des
Holocaust und das Bemühen um Beziehungen und Austausch zu
jüdisch stämmigen Geistesgrößen. Dabei sind die Texte zumeist chronologisch geordnet. Umrahmt sind sie von Schilderungen einer
persönlichen Begegnung des Autor mit Habermas in dessem Wohnsitz bevor er mit der eigentlichen Arbeit an seinem Buch begann,
und am Ende des Buches wird dann noch von einem 2. Abschlussbesuch wohl gegen Ende der Arbeiten an seinem Buch berichtet.
Was das Buch nun nicht bietet, ist auch nur eine halbwegs befriedigende Einführung in Habermas Philosophie, aber man kann in etwa ersehen, was in bewegt(e), wie und wofür er sich engagiert(e), was im wichtig ist, mit welchen Menschen er sich gern und fruchtbringend ausgetauscht hat und wo Gegnerschaften bestanden, bzw. sich entwickelt haben. Die Bedeutung seiner philosophischen Hauptwerke und sein Einfluss weltweit und besonders in Deutschland werden besprochen. Dabei ist der Autor kein Schleimscheißer, also durchaus auch kritisch, dabei aber sichtbar mit einer im Ganzen doch positiven Haltung gegenüber Habermas und seinem Lebenswerk eingestellt. Das Buch erfreut mit vielen interessanten Reflexionen und Beurteilungen des Autors. Es ist im Grunde – jedenfalls für mich - auch gut lesbar, aber das Leselevel ist schon sprachlich auf einem höheren Niveau. Das philosophische Niveau ist nicht so dolle, es ist also tatsächlich eher ein kulturgeschichtliches Werk. Dabei ein eher schmales Büchlein, dass einlädt einen der großen deutschen Denker der Gegenwart etwas kennenzulernen, dabei aber auch für Habermaskenner nicht ganz ohne Interesse, wie ich meine. Jürgen Czogalla, 03.10.2024 |