philosophisch-ethische-rezensionen auf Facebook

Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Ute Frevert, Kapitalismus, Märkte und Moral, Wien-Salzburg 2019

Die These dieses Essays ist, dass Moral eine kritische Antriebskraft und Korrekturquelle des Kapitalismus darstellt, die jenseits des Eigeninteresses der Marktpartner liegt. Moral erscheint der Autorin als wichtiges Ferment der Transformation. Sie gibt Kriterien für Achtung und Missachtung vor und erzwingt so ein ums andere Mal einen Kurswechsel. Die Autorin zeichnet in ihrem Buch in groben Strichen die moralische Kommunikation mit dem Kapitalismus angefangen mit Adam Smith bis hin zu den aktuellen Versuchen Moral und Markt miteinander zu versöhnen. Sie stellt fest, dass sich der Kapitalismus von Anfang an flexibel auf gesellschaftlich-moralische Kritik eingelassen hat. Er hat gelernt geschickt damit umzugehen, sodass seine Attraktivität sich erhalten hat. Der Kapitalismus erwies sich so also als lernfähig.

Gelungen an dem Buch ist seine Aktualität, die Fridays vor Future Bewegung, Attacs oder Greenpeace etwa bleiben nicht unerwähnt. Dazu gibt es immer mal wieder ein paar nette passende, illustrierende und anschaulich machende historische Fotos.

Der Essay erinnert mich tatsächlich in vielerlei Hinsicht an eine universitäre historische Standard-Vorlesung: Grobe, skizzenhafte Striche die einen ordentlichen Durchblick über das Thema ermöglichen, ohne dass wirklich in tiefere Tiefen gegangen wird, was ich von einer Buchveröffentlichung eigentlich erwarte. Das Buch gibt also einen schönen Überblick, ohne dass es mich aber besonders inspirieren würde. Es bleibt fast ausschließlich bei deskriptiver Analyse ohne eigene Visionen. "Nett" trifft es vielleicht am besten.

Jürgen Czogalla, 14.09.2019

Impressum