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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Gregory Fuller, Das Ende. Von der heiteren Hoffnungslosigkeit im Angesicht der ökologischen Katastrophe, Hamburg 2017, 2. erweiterte Auflage

Das Buch wurde 1993 erstmals veröffentlicht. Der Autor lässt es unverändert vom Stapel, erweitert es aber um zwei neugeschriebene Kapitel, einem in dem er einen Rahmen absteckt für wahre Heiterkeit innerhalb eines Gesamtrahmens der Hoffnungslosigkeit und einem weiteren Kapitel, in dem er untersucht, inwieweit sich die Darstellung im ursprünglichen Buch bewahrheitet oder eben nicht bewahrheitet hat.

Der Autor stellt im Buch ungeschminkt-derb-direkt fest, dass wir nicht anderes betreiben als die systematische Zerstörung der Bio- und Atmosphäre. Wir verwandeln durch den durch uns verursachten radikalen Klimawandel, Ozonloch, weltweite Entwaldung, Oberflächen- und Grundwasserverschmutzung, Nahrungsmittelvergiftung, Genmanipulation und der Technik der Kernspaltung die Welt in eine Wüste. Für eine Rettung, so stellt der Autor nüchtern fest, ist es bereits zu spät. Die Folgen sind für ihn unumkehrbar. Dazu müsste man nämlich seiner Meinung nach die gesamte Tendenz seit dem Neolithikum umkehren, ein Ding der Unmöglichkeit. Es führt kein Weg zurück ins rettende Paläolithikum. Unser Ende ist unvermeidbar. Unsere Dominanz führt nicht zur Sicherung des Überlebens unserer Spezies, sondern zu unserem Untergang. Wir werden uns reformierend verabschieden. Sich ökologisch zu verhalten heißt für den Autor den Gattungstod zu verzögern. Die Reaktion des Autors auf das Unabwendbare ist eine neue Hoffnungslosigkeit, die Abstand vor der Apokalypseblindheit nimmt und sich den harten Fakten nicht länger verschließt. Wir sollen das Ende akzeptieren, Ruhe finden und uns am Leben freuen, solange es noch da ist. Der Philosoph als Ökologe ist für den Autor der sanfte Geronimo des Geistes. Der Autor meint, dass wenn wir das Unabwendbare freiwillig-einsichtig hinnehmen sich für uns eine neue Dimension der Selbstbestimmung eröffnet. Es ermöglicht eine gelassene, den Umständen entsprechende Reaktion ohne Fremdbestimmung. Wählen wir die Akzeptanz, dann begeben wir uns in das letzte Reich der Freiheit, in eine selbstgewählte Heiterkeit, die nachts nicht zu weinen braucht. Es ist bereits aller Dinge Abend.

Fuller hat ein aufrüttelndes Buch mit bleibender Aktualität geschrieben. Hat er Recht und kommt für uns und diese Erde alle Hilfe, alles neue Ersinnen, Engagement und Reformieren zu spät? Das unser Ende unvermeidlich ist empfinde ich eher als triviale Feststellung, natürlich ist unser Ende irgendwann einmal unvermeidlich, diese Erde wird vergehen. Der Autor sieht unser Ende aber schon unausweichlich in absehbarer Zeit in den nächsten Generationen auf uns zukommen. Es ist nun aber nicht so, dass er meint wir sollten uns jetzt einfach zurücklehnen und fatalistisch den Dingen ihren Lauf lassen. Wir können das Ende ja immerhin hinauszögern. So lange wie möglich sollen wir uns dabei am Leben erfreuen.

Die Thesen des Autors sind prägnant zugespitzt und konsequent zu Ende gedacht und in jedem Fall ein guter Anstoß unsere Lebensführung zu überdenken und zu ändern - und das möglichst schnell.

Jürgen Czogalla, 05.10.2019

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