![]()  | 
                Philosophisch-ethische Rezensionen
             | 
  | 
Richard M. Hare: Freiheit und Vernunft, Düsseldorf 1983R.M. Hare ist der Hauptvertreter des  Präskriptivismus des 20. Jahrhunderts. In seinem Buch legt er einen  eigenständigen Ethikentwurf vor. Das ist mutig und spannend zu  verfolgen. Hares Begründungsmodell ist 2-stufig. Beispiel: Es könnte  jemand die These aufstellen, dass schwarze Menschen minderwertig sind  und ihnen nicht die gleichen Rechte zukommen würden wie den Weißen  [=Rassismus], das wäre die erste Stufe der Universalisierung, der  zweite Schritt ist die Empfehlung: Versetze Dich in die Lage eines  Schwarzen, der unter deiner Prämisse leben muss und frage dich ob du  deine These auch dann noch bejahst, wenn du bei einem Rollentausch  selbst der Schwarze wärest. An dieser 2. Stufe entscheidet sich  dann, ob die Universalisierung nicht nur zitiert wird, sondern ob man  wirklich dahinter steht und zustimmen kann, dass es ein universelles  Gebot werden soll. Obige These wird in der Regel die 2. Stufe nicht  bestehen können, allerdings weist Hare auf das Problem des  Fanatismus hin: Ein fanatischer Nazi etwa könnte ja behaupten, dass
    alle Juden auch dann noch vernichtet werden müssten, wenn sich  herausstellen sollte, dass er selbst ein Jude wäre. Hare verweist  aber
    wohl zu recht darauf hin, dass ein solcher Fanatismus selten  ist. In solchen Fällen gelte es dann, die Mitläufer zum Nachdenken
    und Mitfühlen zu bringen. Das wird nach Hare dem Philosophen, der die Strukturen einer begründeten moralischen Entscheidung offen
    legen kann, aber weniger gut gelingen als etwa dem freien,  aufgeklärten Journalisten oder Politiker, Prediger oder  Schriftsteller oder allen
    die auf die öffentliche Meinung Einfluss  nehmen können. Ein anregendes Buch.
     Jürgen Czogalla, 07.09.2009 ![]() 
  |