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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Hare: Was bedeutet präskriptiv?

Was heißt es für logische Eigenschaften moralischer Wörter, dass zu ihrer Bedeutung auch ein präskriptiver Bestandteil hinzukommt? Dann wird nach Hare aus einer deskriptiven Bedeutungsregel eben mehr als eine Bedeutungsregel. Wenn wir etwa sagen ein Mensch ist gut, dann beinhaltet das eben nicht nur eine beschreibende nähere Bestimmung für Mensch, sondern es kommt eine moralische Wertung zum Ausdruck: Ein moralischer Grundsatz wird vermittelt. Eine bestimmte Klasse von Menschen wird nicht nur beschrieben, sondern auch als gut empfohlen, der gute Mensch wird zugleich als Vorbild hingestellt. Und jemand, der eine solche Regel von Herzen annimmt wird dann für gewöhnlich auch gemäß der vermittelten Regel handeln. Damit ist aus einer deskriptiven Bedeutungsregel ein synthetisches Moralprinzip geworden. Laut Hare ist "gut" ein primärer Wertebegriff, d.h. die deskriptive Bedeutung ist ihm gegenüber sekundär. Ein Beispiel für einen sekundären Wertebegriff wäre etwa "fleißig": Auch wenn in einer Gesellschaft einmal alle fleißigen Menschen negativ beurteilt werden würden, könnte man einen Menschen weiterhin ohne Probleme auch als fleißig bezeichnen (deskriptive Bedeutung ist primär), aber eben nicht mehr als gut (weil hier die präskriptive Bedeutung primär ist). In derselben Weise wertende Ausdrücke wie "gut" sind zum Beispiel nach Hare noch "richtig" und "sollte". Alle Wörter, die primär oder sekundär wertend sind, sind nach Hare präskriptiv.

Jürgen Czogalla

07.09.09