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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Lisa Herzog, Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf, Berlin 2019Wir leben im Zeitalter der digitalen Revolution. Die Autorin geht der
          Frage nach, wie sich dies auf unsere Arbeitswelt auswirkt und welche Möglichkeiten einer positiven Lenkung es für
           uns gibt. Schön wäre es, so weiß die Autorin, wenn wir alle lästigen Routineaufgaben an Maschinen delegieren
            könnten, weniger schön, wenn sich Vorhersagen erfüllen, dass bis zu 40% der derzeitigen Arbeitsplätze wegfallen
             könnten. Die Autorin fordert eine Einigung auf grundlegende Werte und die Entwicklung von Vorstellungen wohin die
              Reise der digitalen Transformation unserer Arbeitswelt gehen soll - dabei immer das Gemeinwohl und
               institutionelle Reformen im Blick. Unter digitalem Vorzeichen sind die Fragen was eine gute und gerechte
                Gesellschaft ausmacht und wie unsere Institutionen und sozialen Praktiken dem entsprechend zu gestalten sind
                 wieder neu zu stellen. Jedenfalls sich selbst, dem oft gepriesenen ungesteuerten Wirken der unsichtbaren Hand
                  des freien Marktes, sollten wir unsere Arbeitswelt nicht überlassen. Das sieht die Autorin als einen ganz
                   üblen Irrweg an, der im Blick auf die Möglichkeiten der digitalen Technik ganz schnell in eine Dystopie
                    kippen kann. Sie stellt fest, dass Arbeit eine soziale Angelegenheit ist: Sie bringt uns untereinander und
                     mit der materiellen Welt in Kontakt. Die soziale Dimension der Arbeit gehört deshalb für sie wieder fest
                      in den Blick genommen. Sie fragt nach den Herausforderungen und Möglichkeiten einer solidarischen
                       Arbeitswelt unter digitalem Zeichen. Mit Ihrem Buch will sie eine Gestaltung der Arbeitswelt anregen,
                        die nicht allein und ungesteuert von Kräften der digitalen Transformation vorangetrieben wird, die
                         unseren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie zuwiderlaufen. Vielmehr sind die
                          neuen Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten dazu zu nutzen Partizipation und demokratische
                           Governance verstärkt in unsere heutige viel zur sehr von
                           Top-Down Hierarchien bestimmte
                           Wirtschaftswelt einzuführen und zwar eben nicht nur für irgendwelche nur profitinteressieren
                           Anteilseigner, sondern für die Angestellten um deren Lebenswelt es geht.
                      
Die Autorin bezeichnet ihr Buch im Nachwort selbst als einen Essay. Und wenn man sich das vergegenwärtigt, weiß man auch in
etwa was auf einen zukommen wird. Wer von dem Buch jetzt eine auch nur halbwegs detaillierte Darstellung der digitalen
Revolution erwartet ist darum hier falsch. Die Autorin verweist dazu auf ihre wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Hier wird
 mit groben Strichen gezeichnet, zu einem schnellen Überblick verholfen und eine attraktive und liebenswerte Vision einer
 Arbeitswelt gemalt, die sich durch ein Engagement, das nicht allein dem Profit, sondern einer positiven Lebenswelt
 verpflichtet ist, erreichen lässt. Die digitale Transformation muss demokratisch und nicht kapitalistisch gesteuert werden,
  damit der Prozess nicht nur zugunsten derer verläuft, die an den Spitzen der großen Internetfirmen stehen und immer nur auf
   Kosten derer die von ihrem Arbeitseinkommen leben müssen.         
         Gutes Buch!  
                  
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