Philosophisch-ethische Rezensionen
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Lisa Herzog destruiert den Mythos vom schöpferischen GenieDen Mythos des Unternehmergenies malt Herzog so: Er setzt alles daran
Realität neu werden zu lassen, er bringt das Neue gegen alle
Widerstände und Wahrscheinlichkeiten zur Welt. Er bringt die
Gesellschaft disruptiv in Bewegung, was kurzfristig weh tut,
langfristig aber alles vorantreibt. Für ihre außergewöhnlichen
Leistungen sammeln diese Genies zurecht riesige Summen an Geld,
sie haben es sich verdient, denn sie haben Außergewönliches geleistet.
Kritiker sind eben nur neidisch und vor allem selbst nur mittelmäßig.
Disruption wird über Evolution gestellt und nur graduelle Veränderungen
als träge verurteilt. Für Genies gelten eben andere Regeln. Abgewertet
werden dagegen alle Arbeiten, die mit dem Aufrechterhalten bestehender
Abläufe zu tun haben - die aber gerade die Infrastruktur liefern, dass
das Genie überhaupt an seinem Projekt tüfteln kann. Abgewertet werden
auch alle Tätigkeiten, die mit der Pflege von jungen, alten oder
kranken Menschen zu tun haben. Herzog verweist stattdessen darauf, dass
menschliches Wissen nicht durch die Einsamkeit isoliert arbeitender
Genies entsteht, sondern in sozialen Zusammenhängen. Darum ist es nur
allzu berechtigt zu fragen ob neue Erfindungen samt der mit ihnen
erzielten Gewinnen nicht viel mehr in die Gesellschaft fließen sollten
anstatt auf die Konten von einzelnen Individuen oder Firmen. Denn diese
bauen in hohem Maße auf ein gemeinsames Erbe auf. Wer genau hinsieht,
der bemerkt, in welch hohem Maße Innovationen auf den Leistungen vieler
anderer beruht.
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