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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Frank Martela, Das Leben ist wunderbar. Was eine sinnvolle Existenz ausmacht, München 2021

Während die moderne Wissenschaft, so stellt Martela fest, eine enorme Verbesserung der materiellen Lebensgrundlagen für uns brachte, nahm sie zugleich den Wertvorstellungen und Erklärungsmodellen der alten Welt den Wind aus den Segeln ohne zugleich wieder ein passendes solides Fundament für menschliche Werte und Sinn bereitzustellen. Um nicht darüber nachdenken zu müssen, was wir wirklich mit unserem Leben anfangen wollen stürzen wir uns, so meint der Autor, stattdessen nur allzu oft in Dauergeschäftigkeit, indem wir allen möglichen Zielen nachgehen, die uns von Autoritäten gesetzt werden. Um uns von Zwängen zu befreien und zu einem wirklichen Verständnis von Sinn im eigenen Leben durchzustoßen empfiehlt er sich der Absurdität und Bedeutungslosigkeit der eigenen Existenz mutig zu stellen und sie zu akzeptieren, wobei er das geteilte Menschsein anspricht, das, was uns unabhängig von Kultur, Religion und anderen Faktoren der Herkunft als Menschen verbindet. Er spürt der Frage nach, warum wir überhaupt nach Sinn suchen und zeigt zugleich leicht zugängliche Wege auf die zu einer sinnstiftenden, erfüllenden und lebensbejahenden Existenz führen. Dabei unterscheidet er zwischen der Frage nach dem Sinn des Lebens und nach dem Sinn im Leben. Ersterer Frage geht es üblicherweise um eine Art universellem Sinn, ein Sinn, der das Leben im allgemeinen betrifft und bei dem es um etwas jenseits des Lebens geht, das dessen Sinnhaftigkeit rechtfertigen soll. Martela meint nun, dass uns diese Frage nicht wirklich weiterhilft und im Grunde ein Irrweg ist. Vielmehr empfiehlt es sich auf die zweite Frage nach dem Sinn im Leben zu konzentrieren. Diese Frage ist viel persönlicher und sucht nach dem, was das je eigene Leben sinnvoll macht. Hier geht es um Erfahrungen von Sinn im eigenen Leben. Es geht hier nicht um allgemeine und universelle Werte, sondern um die Werte, die man persönlich erstrebenswert findet und die einem weiterhelfen können sinnvolle Wege im eigenen Leben zu finden. Die wichtige und richtige Frage lautet also: Wie finde ich Sinn in meinem Leben? Als psychologische Grundbedürfnisse, auf denen man erfolgreich seine Werte aufbauen kann, nennt der Autor Autonomie, Kompetenz, soziales Engagement und Benevolenz. Er empfiehlt in Freundschaften zu investieren und bedeutend auch für andere zu werden, indem wir uns engagieren. Wir sollten uns darum bemühen das Leben anderer positiv zu beeinflussen, unseren Möglichkeiten entsprechend. Schließlich sollten wir immer wieder auch Tätigkeiten nachgehen, die wir tief in uns befürworten und die danach drängen sich zu entfalten. Entscheidend für das Empfinden von Sinn ist es, dass wir das Gefühl haben, dass die eigene Richtung in unserem Leben selbst gewählt und geleitet ist. Desweiteren ist für ihn Können und Exzellenz der Sinnhaftigkeit inhärent. Können bereitet Freude und vermittelt ein Sinngefühl. Das Ganze reichert der Autor immer wieder mit Konzepten anderer Philosophen und ganz besonders lobenswerter Weise auch immer wieder mit Ergebnissen aus empirischen Studien an, die seine Herangehensweise bestätigen.

Ein leicht lesbares, kleines Büchlein mit vielen brauchbaren Hinweisen, wie man zu einem erfüllten Leben kommen und seine Lebensqualität erhöhen kann mit Blick auf das Wesentliche im Leben. Keine esoterischen Phantastereien, sondern eine philosophische Hilfreichung die mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Die Tipps hören sich zwar gar nicht so schwer an - man kann sozusagen gleich loslegen - es wächst sich dann aber natürlich zu einer wirklichen Lebensaufgabe aus, bei der man immer dran bleiben muss, mit vielen freudigen und belohnenden Momenten auf dem Wege. Also insgesamt, wie ich finde, brauchbare, gut begründete Tipps, die weiterhelfen können. Gott und Religion spielt in seinen Überlegungen keine Rolle, aber seine Tipps sind tatsächlich so allgemein gehalten, dass sie meiner Meinung nach auch für Theisten ein Blick wert sind.

Jürgen Czogalla, 11.05.2021

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