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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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Annemarie Pieper, Einführung in die Ethik, Tübingen - Basel 2007, 6. AuflageBereits 1985  erschien die erste Auflage dieses Buches unter dem Titel "Ethik und  Moral", ursprüngliche besondere Zielgruppe waren Studierende der  Erziehungswissenschaften der Fernuniversität Hagen. Seither hat sich die  Autorin alle paar Jahre mal wieder daran gemacht ihr Lehrbuch zu aktualisieren.  Was das Buch meiner Meinung nach besonders auszeichnet ist, dass es in besonders  gelungener didaktischer Form darauf eingeht, worum es in der Ethik überhaupt  geht (Aufgaben der Ethik), insbesondere worin der Unterschied besteht zwischen  Moral, Ethik und anderen praktischen Wissenschaften wie Psychologie,  Soziologie, Theologie, Jurisprudenz und Pädagogik. Diese Fragen und das Thema  Ethik als praktische Wissenschaft mit der Erklärung der Teildisziplinen der  praktischen Philosophie (z.B. Politik und Rechtsphilosophie) und der  Teildisziplinen der Ethik (Pragmatik und Metaethik) machen schon 160 von den  339 geschriebenen Seiten des Buches aus. Dabei ist der Aufbau des Buches durch  klare begriffliche und inhaltliche Gliederung besonders gelungen. Auf den  restlichen Seiten werden dann die Grundfragen der Ethik, Ziele und Grenzen der  Ethik, die Grundformen moralischer und ethischer Argumente, die Grundtypen  ethischer Theorie (dafür sind jetzt nur noch 55 Seiten übrig) und abschließend  noch ein Kapitel über feministische Ethik vorgestellt. Die Knappheit, mit der  die Grundtypen der ethischen Theorie dargestellt werden, finde ich bedauerlich,  wer sich näher damit befassen will, muss zu anderer Literatur greifen, findet  aber bei Pieper dafür auch jede Menge Literaturvorschläge (das Buch hat ein  exzellentes Literaturverzeichnis mit auch neueren Publikationen). Pieper  schreibt sehr engagiert und mit vielen sehr lebensnahen Beispielen, nur wenige  Passagen ihres Buches sind schwerer zu verstehen. Für sie ruht die Ethik, wie  sie schon anfangs ihres Buches darstellt, auf einem klaren Fundament, auf einem  unbedingten Prinzip, auch wenn sie später ebenso andere Ansätze darstellen  wird: "...Die Ethik, sofern sie eine zureichende Begründung der Moral  liefern will, muß auf ein Unbedingtes, Letztgültiges rekurrieren, das ihren  normativen Anspruch verbürgt. Dieses Unbedingte begreift die Ethik im Prinzip  der Moralität als Freiheit, und zwar als Freiheit, die keinen Grund außerhalb  ihrer selbst hat, sondern sich selbst begründet... Unbedingt gut kann aber nur  eine Handlung heißen, die sowohl aus Freiheit geschieht als auch Freiheit...  zum Ziel hat..."(Seite 49). So gelingt es ihr auch den Vorwurf des Relativismus in ethischen Fragen zu entkräften. Wie man sieht, ist das eine von den etwas  schwereren Passagen. Fazit: Dieses Buch ist für den Einstieg in die Ethik ideal  geeignet, Leser die einen vertieften Überblick in philosophisch-ethische  Systeme erwarten, werden aber nur bedingt bedient.
    Das Buch erreicht seinen  Zweck.    Jürgen Czogalla, 05.09.2009 ![]()  |