Philosophisch-ethische Rezensionen
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Michael Quante, Philosophische Handlungstheorie (Basiswissen Philosophie), Paderborn 2020Quante erhebt mit seiner Einführung in die philosophische Handlungstheorie
den Anspruch die Struktur menschlichen Handelns mit philosophischen Mitteln zu erhellen und mögliche Argumente und
Lösungsvorschläge hierzu vorzustellen. Dabei will er die Komplexität menschlichen Handelns und deren Kontext zum
Vorschein bringen. Ziel ist nicht eine umfassende Theorie, sondern das Befähigen Fragen klarer zu formulieren und
präziser zu stellen. Das soll letztlich ermöglichen Antwortversuche kompetent beurteilen zu können. Außerdem soll
der Leser befähigt werden unsere gemeinsame Praxis des Begründens und Bewertens von Handlungen besser verstehen und
unplausible Bewertungen bloßlegen zu können. Bewusst nicht behandelt wird in diesem Band die Frage kollektiven Handelns.
Es geht also nur um die Einzelhandlung. Dabei betont er besonders den Doppelcharakter menschlichen Handelns: Ursache
und Sinn. Er hält fest, dass eine Verantwortungszuschreibung nur möglich ist, wenn zwischen Handlung und bewertender
Tatsache eine kausale Beziehung besteht. Allerdings, meint Quante, kann auch wenn dieser Zusammenhang besteht, für
sich genommen noch keine Zuschreibung von Verantwortung oder Schuld im ethischen oder rechtlichen Sinn erfolgen. Dazu
muss der primäre Grund des Handelnden, seine Absichten und Überzeugungen mit in die Bewertung genommen werden. Beide
Dimensionen, die der Kausalität und die der Normativität des Handelns müssen also seiner Meinung nach mit in den Blick
genommen werden, wenn wir unser vortheoretisches Selbstverständnis als Handelnde angemessen erhellen wollen. Dabei
unternimmt es der Autor, indem er philosophische Anschlussfragen anderer philosophischer Teildisziplinen nicht versucht
in seiner Handlungstheorie einfachhin zu entscheiden, eine erhöhte Anschlussfähigkeit seiner philosophischen
Handlungstheorie an andere philosophische Teildisziplinen zu erreichen. Darum sollte sich etwa die philosophische
Handlungstheorie nach seiner Meinung nicht auf eine bestimmte Metaphysik der Kausalität, Ontologie oder Ethik festlegen.
Auch wenn sich später zeigt, dass der Ausschluss einiger philosophischer Konzeptionen unvermeidlich ist, soll
größtmögliche Flexibilität erreicht werden.
Das Buch ist in der utb Reihe "Basiswissen Philosophie" erschienen und vermittelt kompetent und anregend eine Einführung in die Handlungstheorie, allerdings wirklich bisweilen sehr, sehr knapp in der Darstellung. So reichen dem Autor etwa ganze 13 Seiten um sein Verständnis von Freiheit, Determinismus und Verantwortung im Rahmen seiner Handlungstheorie zu erläutern. Er macht das sicher nicht schlecht, aber es ist eben dann tatsächlich nur vertieftes Basiswissen. Das Buch selbst ist keine wirklich leichte Lektüre, zumal der Autor häufig mit analytischen Kürzeln arbeitet (wie zum Beispiel: B macht A zum Zeitpunkt T1 einen Vorwurf wegen As Handlung h realisiert zu t0 - ist das nicht schön?!), aber auch in ziemlich gedrängt-konzentriert-wissenschaftlicher Sprache schreibt - nicht unverständlich, aber es nötigt zu sehr konzentriertem Lesen. Das Buch ist gut strukturiert und hat seinen Zweck insgesamt gesehen bei mir erreicht. |