Philosophisch-ethische Rezensionen
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Hans Ruh, Thomas Gröbly: Die Zukunft ist ethisch - oder gar nicht, Frauenfeld 2006Ich habe eigentlich bisher noch kein Ethikbuch gelesen mit so einer Thesendichte, wie man sie hier vorfinden kann, das prasselt nur so. Diese Ballung will eine Ethik "einhämmern", die wie die Autoren meinen notwendig ist wenn wir angesichts von Umweltzerstörung und Massenverelendung überleben wollen, und das bei einer annehmbaren Lebensqualität. Das derzeitige ökonomisch-technologische-materialistische Paradigma ist ihrer Meinung nach durch eine geistig-moralische Wende zu korrigieren. Die besondere Hoffnung der Autoren liegt bei einer Zivilgesellschaft, die sich an Werten orientiert und sich dann in der Masse engagiert um diese Werte auch gegen materialistisch-ökonomische Interessen eines mehr und mehr globalisierten Umfelds durchzusetzen. So interessiert ich das Buch auch gelesen habe, hätte ich mir doch desöfteren eine ausführlichere Begründung und Diskussion (wie wäre es zum Beispiel mit einer vertiefenden Darstellung von Gegenargumenten zu den eigenen Thesen) der massenweise vorgestellten Thesen und Normen gewünscht. So bleibt bei mir, bei aller Sympathie für "grünes" Gedankengut (in dem Punkt, dass wir nicht mehr so weiterleben können wie bisher, wenn wir unsere Lebensgrundlagen nicht völlig zerstören wollen, stimme ich den Autoren gerne zu), der fade Beigeschmack einer Diskrepanz von wenig tiefgehenden ethischen Begründungsversuchen (wie war das nochmal "Die Zukunft ist ethisch - oder gar nicht"), und sehr, sehr vielen Verhaltensanweisungen, bzw. Vorschlägen dafür. So erhält Ethik von den Autoren eine Mobilisierungsbedeutung aufgedrückt und ihr Buch wird zu einem Propagandawerk einer neuen Moral. Eine wirkliche, ausgeführte ethische Diskussion mit derzeitigen Strömungen, einen wirklichen Dialog bringt das Buch meiner Meinung nach nicht zustande und dies ist wohl auch gar nicht
beabsichtigt. Jürgen Czogalla, 17.04.2011 |