Philosophisch-ethische Rezensionen
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Ina Schmidt, Über die Vergänglichkeit. Eine Philosophie des Abschieds, Hamburg 2019Die Autorin untersucht in ihrem Buch wie wir mit der Vergänglichkeit von
Dingen, Orten und Ereignissen und der Gewissheit unseres eigenen Todes leben. Sie gibt außerdem Hilfestellungen für
einen empfehlenswerten Umgang mit der allgegenwärtigen Vergänglichkeit: Manches, das für immer in der Vergangenheit
versinkt, anderes, das sich zu Neuem wandelt. Die Autorin meint nun, dass die Vermeidungsstrategie mit einer Beschäftigung
dieses Themas möglicherweise ein Hindernis für ein Leben darstellt, das man als erfüllt bezeichnen kann. Dabei gibt
die Autorin Hinweise für das geglückte Abschiednehmen, Abschiede, die wir annehmen und gestalten müssen. Sie plädiert
für eine Anerkennung der eigenen Verwundbarkeit und sucht nach dem, was Halt, Linderung, Trost oder sogar Heilung verspricht.
Sie empfiehlt dann noch Tugenden, die gerade für den Senioren ihrer Meinung nach wichtig sind. Es gilt sich mit der eigenen
Vergänglichkeit auszusöhnen. Gerade das Erleben von Verwundbarkeit, die Erfahrung von Heilungsprozesse und der sinnliche
Zugang zur eigenen Erfahrungswelt machen uns zu Wesen, die im Denken und Fühlen Zugang zum Wesentlichem finden können.
Vergänglichkeit wird so Teil des eigenen Lebensprozesses, den wir durch Rituale und Sprache zum Teil unserer eigenen
Handlungen machen. Das bedeutet aber für die Autorin nicht, dass ein Abschied immer Einverständnis und Gutheißen beinhalten
muss. Wir sollen aber nach Ansicht der Autorin den Mut entwickeln das Unvermeidliche eines Endes zu benennen und in eine
neue Zukunft einzuwilligen, auch wenn wir selbst womöglich gar nicht Teil dieser Zukunft sein können. Das Vergängliche
bedeutet auch immer einen neuen Anfang in eine nicht klar sichtbare Zukunft.
Bei der Entwicklung ihrer Gedanken hilft der Autorin ein kleiner Gang durch die Philosophiegeschichte, bei der sie die Stellungnahmen klassischer Philosophen zum Thema benennt, aber auch die Kunst, wo sie etwa immer wieder den Leser auf ihre eigenen literarischen Entdeckungstouren zum Thema mitnimmt. Das Buch bietet gediegene Informationen und Anregungen zum Thema, ohne dass es mich vom Hocker gehauen hat. Dennoch habe ich die Autorin auf ihren Gedankengängen gerne begleitet. Das Buch ist hilfreich, wobei ich es bisweilen als etwas langatmig mit vielen Wiederholungen empfand. Auch die sehr, sehr vielen Fragesätze haben mich rein stilistisch etwas gestört. |