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                Philosophisch-ethische Rezensionen
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John R. Searle, Wie wir die soziale Welt machen, Berlin 2012In seinem Buch geht der Autor, ein bedeutender  US-amerikanischer zeitgenössischer Philosoph der sprachanalytischen Schule, der  Frage nach, wie so etwas wie menschliche Zivilisation überhaupt entstehen kann  und er untersucht die gemeinsame Grundstruktur der gesamten gesellschaftlich-institutionellen  Realität. Thema des Buches ist also der Entwurf einer sozialen Ontologie, der  bei diesem Autor der sprachanalytischen Schule allerdings nichts Metaphysisches  anhaftet. Die Thesen, die der Autor vertritt sind im Grunde die, dass die  gesamte institutionelle Wirklichkeit des Menschen durch eine einzige  logisch-sprachliche Operation geschaffen wird, und zwar durch   eine Status-Funktionen-Deklaration (Menschen haben die Fähigkeit Gegenstände oder  Personen Funktionen zuzuweisen, die Ausübung der Funktion setzt voraus, dass  der Status der Funktion kollektiv anerkannt ist; und nur aufgrund dieses  anerkannten Status kann die betreffende Funktion dann ihre Aufgabe erfüllen;  Beispiele für Status-Funktionen wären irgendein Privatbesitz oder ein  politisches oder berufliches Amt oder z. B. ein anerkannter Geldschein) aus der Verpflichtungen entstehen. Diese  Operation hat keine Einschränkungen auf bestimmte Gegenstandsbereiche, kann  verschiedentlich auf unterschiedliche Gegenstände angewandt werden, die sich  miteinander verzahnen können. So entstehen die komplexen Strukturen  menschlicher Zivilisation. Der Autor bedient sich in seinem Buch einer  ungewöhnlich klaren Sprache, allerdings unterfüttert er auch seine Theorie mit  einer ganzen Anzahl von Fachtermini-Neuschöpfungen, die er allerdings immer  ansprechend erklärt. Seine Ausführungen finde ich zum Teil aber etwas zu knapp,  so dass für mich doch einige Fragen ungeklärt blieben und mir das ganze Buch nicht wirklich hinreichend ausgearbeitet erschien. Besonders interessant  fand ich seine Begründung von Menschenrechten, seine Minimalliste umfasst das  Recht auf Leben und Unversehrtheit der Person, das Recht auf Privateigentum,  das Recht auf Redefreiheit, das Recht auf Versammlungs- und  Vereinigungsfreiheit, das Recht auf Glaubensfreiheit, das Reiserecht und das  Recht auf Privatsphäre. Searle meint nun, das jede Theorie der Menschenrechte  auf einer Theorie der menschlichen Natur beruhen müsse, eine Ansicht, die er  meiner Meinung nach aber nicht zufriedenstellend in entsprechender  Ausführlichkeit entfaltet (was der Autor auch in der Tat selbst eingesteht).
       Das Buch ist gut, allerdings eher kein populärwissenschaftliches Werk, sondern ein echtes Fachbuch. Jürgen Czogalla, 07.06.2012  
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