Philosophisch-ethische Rezensionen
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Volker Spierling, Ungeheuer ist der Mensch. Eine Geschichte der Ethik von Sokrates bis Adorno, München 2017Der Autor behandelt die Geschichte der westlichen Ethik indem er herausragende Philosophen tiefer gehend und nicht zu kurz darstellt,
beginnend mit den Anfängen der Philosophie über Sokrates, Platon, Aristoteles, Seneca, Augustinus, Hume, Kant, Hegel, Schopenhauer, Nietzsche bis zu Adorno.
Dabei berichtet der
Autor zunächst immer über Leben und Werk der vorgestellten Denker und geht dann auf deren Überlegungen zur theoretischen Philosophie (allgemeine Weltanschauung) ein, um dann in
deren ethisches Gedankengut einzuführen. Die Darstellungen haben mir gefallen. Die Lektüre ist aber durchaus anspruchsvoll und fordernd – aber nicht über die Maßen.
Natürlich ist das nur ein relativ schmaler Einblick in die Ethik, zumal eben die östlichen Denker ganz fehlen. Und das Mittelalter ist ziemlich unterrepräsentiert, während das 19. Jahrhundert mit Hegel, Schopenhauer und Nietzsche und ihre zum Teil, wie ich finde, doch ziemlich monströsen ethischen Überlegungen, im Verhältnis ausführlich ausgeführt ist. Von den angelsächsischen Denkern wird nur David Hume behandelt. Die gegenwärtige Philosophie, die von der analytischen Schule stark mitgestaltet wird, bleibt ausgespart. Utilitarismus und Werteethik werden nicht behandelt, und der gegenwärtige Neoaristotelismus fehlt ebenso. Die Denker des 20. und 21. Jahrhunderts kommen einfach zu kurz, der einzige, der hier vorgestellt wird ist Adorno. Dafür aber wird eben auf die behandelten Philosophen aber auch intensiver eingegangen und es werden so auch Entwicklungslinien deutlich. In der Regel hält sich der Autor mit wertenden Urteilen zurück und stellt die Ethiken nur sachlich dar. Eine Ausnahme bildet hier seine Darstellung von Nietzsche‘s Denken, von dem er sich in Teilen eindeutig distanziert. Am Ende des Buches gibt es vom Autor noch eine Kurzzusammenfassung zu jedem Kapitel. Fazit: Wer sich vertieft über westliche Ethiken informieren will ist hier durchaus an der richtigen Adresse. Nur wird er meiner Meinung nach über gegenwärtige Denkbemühungen nur unzureichend bis gar nicht informiert.
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