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Philosophisch-ethische Rezensionen
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Volker Spierling, Adorno und die Philosophie nach AuschwitzPhilosophie muss nach Adorno in ihrem Denken der europäischen Katastrophe und der verübten Verbrechen und Verführungen eingedenk bleiben.
Verlangt ist eine Erziehung der Menschen zur Mündigkeit, zum Widerspruch und auch zum Widerstand, zu einer kritischen Selbstreflexion. Adorno verteidigt die Geisteshaltung der
Aufklärung einer antizivilisatorischen Besinnungslosigkeit entgegenzutreten, die sich in der Verfolgung von Minderheiten und Tötung ganzer Bevölkerungsteile in der Zeit des
Faschismus zeigte. Adorno sucht darum Selbstbewusstsein und Kritikfähigkeit der Menschen zu stärken. Allerdings sind es für Adorno die objektiven, geschichtlich entstandenen
Voraussetzungen als „Naturmacht“ und mächtige gesellschaftliche Tendenz, die dazu hingeführt haben und die durch keinen Diskurs aufzulösen sind. Das Grauen entstand aus gesellschaftlichen
Strukturen, denen sich die Menschen im Kollektiv blind untergeordnet hatten. Menschen die in einem solchen Kollektiv aufgehen behandeln andere Menschen nur noch als Dinge. Ausgeblendet
dabei wird die Einsicht in die eigene Bedingtheit und das eigene Gewordensein. Gerade an dieses gilt es die Menschen immer wieder kritisch zu erinnern. Zur gegenwärtigen kapitalistischen
Gesellschaft gehört die Kälte der Menschen, die nur das eigene Interesse verfolgen, das nicht auf dem Interesse aller beruht. Dadurch besteht aber die Gefahr, dass einem das Schicksal
anderer gleichgültig wird. Dies ist im Nationalsozialismus offen
ausgebrochen.
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