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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Michael Andrick, Ehrgeiz als Verhängnis

Ehrgeiz ist für Andrick der Weg zu inneren Leere und der Sabotage der Entstehung eines stabilen, wertorientierten und widerstandsfähigen Selbst. Innere Ödnis im Erfolg ist für ihn die Wahrheit der modernen Industriegesellschaft. Eine erfolgreiche Laufbahn ist noch kein erfüllender Lebensweg. Die Industriegesellschaft macht sich seiner Meinung nach zunutze, dass der moderne Mensch auf Status und Ansehen zentriert ist und macht ihn sich mittels Ehrgeiz zum Untertan. Für ihn ist Ehrgeiz das planvoll-eifrige Ringen um Anpassung an externe Erwartungen, ist planvolle Optimierung des Bildes anderer an meine Person. Der Ehrgeizige will so erscheinen wie ihn andere gerne hätten. Ehrgeiz ist der Tod des Nachdenkens und damit das Ende des Menschen als moralische Person, Verrat am eigenen Selbst. Er ist für Andrick das Gegenteil von Moralität, ihre Gegenmacht. Ehrgeiz ist für ihn Wahnsinn.

Jürgen Czogalla, 28.06.2020