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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Barbara Bleisch über Reue und Bedauern in der Mitte des Lebens

Wenn wir in der Mitte des Lebens sind und über unsere eingeschlagenen Wege zu grübeln beginnen, so Bleisch, ist es hilfreich zu differenzieren ob wir Grund haben, zu bereuen und uns Vorwürfe zu machen, weil wir falsch entschieden haben, oder aber ob sich Bedauern einstellt, weil es einfach unmöglich ist, alle reizvollen Optionen, die sich bieten, auch zu verwirklichen. Es ist einfach nur schade, dass wir nicht allen Träumen und Plänen gerecht werden können. Und ohne solches Bedauern, so Bleisch, wäre unsere Existenz doch eher eindimensional. Denn, so meint sie, unser Leben ist gerade deswegen interessant und reich, weil wir komplexe Wesen sind, die durch Regungen und Sehnsüchte oft in unterschiedliche Richtungen gezogen werden, die sich letztlich auch nicht gegeneinander aufrechnen lassen. Außerdem deutet solches Bedauern für sie auch auf eine Art von Luxusproblem hin: Denn die Qual der Wahl ist letztlich weitaus weniger quälend, als keinerlei Optionen zu haben. Ein Leben, in dem wir nichts bedauerten, wäre darum auch ein Leben, in dem wir keinerlei Entscheidungen getroffen hätten.

Jürgen Czogalla

15.09.2024