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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Judith Butler, Ethik der Gewaltlosigkeit und Ungleichverteilung von Betrauerbarkeit

Für Butler muss ein Leben betrauerbar sein, damit Verbote von Gewalt und Vernichtung für diese Leben überhaupt wirksam werden können. Dabei bezieht sie Betrauerbarkeit aber nicht nur auf Verstorbene, sondern für sie greift die Betrauerbarkeit schon im Leben, ist ein Charakteristikum lebender Wesen mit dem ihr Wert in einem ausdifferenzierten Wertesystem gekennzeichnet wird, woraus dann folgt, ob diese Wesen gerecht behandelt werden oder eben nicht. Betrauerbarkeit meint hier auf eine Weise angesprochen zu sein, die wissen lässt, dass das eigene Leben zählt und sein Verlust nicht bedeutungslos ist und mein Körper bestimmt ist zu gedeihen und zu leben, wofür auch förderliche Bedingungen gegeben sein sollten. Gleiche Betrauerbarkeit bedeutet dann nicht nur, dass eine Haltung oder Überzeugung besteht, die den anderen bejaht, sondern liefert auch den Rahmen wie soziale Organisation von Gesundheitsfürsorge, Nahrungsverteilung, Wohnung, Arbeit, Liebesleben, etc. gestaltet werden muss. Man muss sich daher nach Butler um die Ungleichverteilung von Betrauerbarkeit kümmern, wenn Ethik der Gewaltlosigkeit auf dem gleichen Wert jedes Lebens beruhen soll.

Jürgen Czogalla, 13.02.2021