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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Andy Clark, Radikal prädiktive Verarbeitung

Dem vorgestellten Modell zufolge erweisen sich Wahrnehmung und Handlungen als in einer kontinuierlichen, kreisförmigen Verbindung verschränkt. Wahrnehmung, Denken und Handeln wirken zusammen, überlappen sich und verschmelzen miteinander. Das Gehirn erweist sich als Organ für die in der Umgebung situierte Handlungssteuerung. Das Organisationsprinzip ist nicht Streben nach Wahrheit oder deduktives Schließen, sondern billiges, schnelles, die Welt ausnutzendes Handeln. Die Wahrnehmung liefert keine reichhaltige Rekonstruktion der Welt, sondern einen handlungsbasierten Zugriff auf diese. Gezeichnet wird das Bild einer internen Verarbeitungsökonomie, die durch und durch kontextsensitiv ist. Sensorische Systeme sind nicht auf Wahrheit oder Genauigkeit angelegt, sondern sind auf ein Handeln ausgerichtet und auf die funktionale Stabilität des Organismus. Welt und Organismus stehen nicht in einem Verhältnis der Spiegelung, sondern in einem Verhältnis aktiver Passung. Wir sind auf maximalen Erfolg hin angelegt, der erreicht wird durch möglichst minimale geistige wie körperliche Anstrengung. Das wird erreicht, indem innere Ressourcen entfaltet werden, die vorhersagebasiert und handlungsorientiert sind. Es besteht eine probabilistische, vorhersagegeleitete innere Ökonomie.

Jürgen Czogalla, 02.09.2018