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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Was Emanuele Coccia unter planetarischer Migration versteht

Gegenstand der allgegenwärtigen Metamorphose ist für Coccia unser Planet, er versteht alles Lebendige als eine Art von Recycling des Planetenkörpers, als ein sich ständig wandelndes Konstrukt aus uralter Materie. Allen seinen Bewohnern zwingt der Planet die Migration auf. Wegen der planetarischen Natur kann nichts bleiben wie es ist oder wo es ist. Alles bewegt und wandelt sich. Und alles nimmt früher oder später den Platz eines anderen ein. Alles hat Teil an derselben Substanz, am selben Körper, an derselben Natur. Durch die Metamorphose wird jedes Wesen planetarisch und weltlich. Jedes Wesen als Kind Gaias verwandelt sich, wechselt das Zuhause und wandert. Jeder Körper verstanden als Korridor zu unendlich vielen anderen Welten. Eine einfache, unmittelbare Existenz gibt es für Coccia nicht. Wenn wir geboren werden richten wir unser Leben in einem anderen Körper ein und werden dann selbst Vehikel seiner Identität und Erinnerung. Jedes Lebewesen ist so eine altüberlieferte Arche. Es gibt nichts absolut heimisches im Lebendigen oder in der Materie.

Jürgen Czogalla, 03.05.2021