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Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Dennetts Darstellung des Nutzens von Gedankenexperimenten

Für Daniel C. Dennett bedeutet Wissenschaft nicht bloß eine Sammlung von primär mathematischen Formeln und peinlich genauer Experimente, sondern sie ist auch ein einzigartiger Tummelplatz der Phantasie und so unglaublicher Sachen wie der Messenger RNS, schwarzer Löcher und Quarks. Soll man solche ausgefallenen Dinge, wie sie etwa auch in "Einsicht ins Ich" thematisiert werden, wie Wheelers einsames Elektron, Everetts Vielzahl-von-Welten-Interpretation der Quantenmechanik oder Dawkins These, dass wir Überlebensapparate für unsere Gene sind wirklich ernst nehmen? Dennett meint ja, denn es könnten konzeptionelle Sieben-Meilen-Stiefel sein die uns helfen könnten die Schranken des für uns im Moment noch Undenkbaren zu überschreiten. Denn zum Überschreiten, so meint er, bedürfe es der spekulativen Front des Gedankenexperimentes und der Phantasie, die dazu verhelfen die Einbildungskraft über die unüberschaubare Menge von Einzelheiten hinauszubringen und das Ganze in den Blick zu bekommen. Solche Vereinfachungen sind für ihn die Quelle der Intuition, die sich am Ende dann aber wieder den strengen Methoden der Wissenschaft aussetzen muss - den Experimenten, Deduktionen und mathematischen Analysen. Dann kann man wieder die großen "wissenschaftlichen" Geschichten erzählen, wie etwa die vom Anfang der Welt und der Entwicklung des Menschen. Nur um diese Geschichten dann wieder zur Überprüfung zu stellen und so fort.

Jürgen Czogalla

18.10.09