philosophisch-ethische-rezensionen auf Facebook

Philosophisch-ethische Rezensionen
(Erscheinungsdatum der rezensierten Bücher: 20. und 21. Jahrhundert)

Michel Foucault, Der philosophische Diskurs und sein „Heute“

Der philosophische Diskurs soll darauf befragt werden, wie er in der Lage ist, aus sich selbst das Heute aufzuzeigen, in dem er sich befindet und durch welches innere System heraus er dieses Jetzt zeigt und welche Aktualität dadurch zum Ausdruck kommt. Dazu muss man den philosophischen Diskurs mit anderen Formen des Diskurses vergleichen, so Foucault. Dieser wird erzeugt und gestaltet von Individuen aus Fleisch und Blut, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort Worte artikulieren oder Schriftzeichen setzen. Dieses Jetzt selbst ist stumm und wird nicht artikuliert, ist aber unmittelbar spürbar. Foucault spricht von einer nichtsprachlichen Triade des Ich-Hier-Jetzt, das im Herzen des Diskurses einen blinden Fleck bildet, von dem ausgehend aber gerade der Diskurs seine Aktualität und offensichtliche Bedeutung erlangt. Diese Triade bezeichnet er als Jetzt des Diskurses. Er unterscheidet zwischen einem fiktiv-literarischen, einem wissenschaftlichen und einem philosophischen Diskurs. Der philosophische Diskurs zeichnet sich für ihn dadurch besonders aus, dass er zusätzlich die Existenz des Philosophen betreffen muss, der gerade spricht. Man musste, so Foucault, auf diesen Tag warten, man musste sich in der Region des Raumes befinden, damit die Wahrheit in einem Diskurs zutage tritt. Das sprechende Subjekt mit seinem Hier und Jetzt wird in der Allmacht und endgültigen Wahrheit des philosophischen Diskurses nicht endgültig aufgelöst. Das Jetzt erscheint im philosophischen Diskurs in Gestalt einer Subjektivität, die, so Foucault, zugleich diskret, souverän, unsichtbar und beharrlich ist, die ständig verschwindet und sich wieder neu formiert. Im Herzen des philosophischen Diskurses ist die Stimme des Philosophen zu hören, der sein Schicksal anerkennt.

Jürgen Czogalla

18.08.2024