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Philosophisch-ethische Rezensionen
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Michel Foucault, Der philosophische Diskurs und sein „Heute“Der philosophische Diskurs soll darauf befragt werden, wie er in
der Lage ist, aus sich selbst das Heute aufzuzeigen, in dem er sich befindet und durch welches innere System heraus er
dieses Jetzt zeigt und welche Aktualität dadurch zum Ausdruck kommt. Dazu muss man den philosophischen Diskurs mit
anderen Formen des Diskurses vergleichen, so Foucault. Dieser wird erzeugt und gestaltet von Individuen aus Fleisch
und Blut, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort Worte artikulieren oder Schriftzeichen setzen. Dieses
Jetzt selbst ist stumm und wird nicht artikuliert, ist aber unmittelbar spürbar. Foucault spricht von einer nichtsprachlichen
Triade des Ich-Hier-Jetzt, das im Herzen des Diskurses einen blinden Fleck bildet, von dem ausgehend aber gerade der
Diskurs seine Aktualität und offensichtliche Bedeutung erlangt. Diese Triade bezeichnet er als Jetzt des Diskurses.
Er unterscheidet zwischen einem fiktiv-literarischen, einem wissenschaftlichen und einem philosophischen Diskurs. Der
philosophische Diskurs zeichnet sich für ihn dadurch besonders aus, dass er zusätzlich die Existenz des Philosophen
betreffen muss, der gerade spricht. Man musste, so Foucault, auf diesen Tag warten, man musste sich in der Region des
Raumes befinden, damit die Wahrheit in einem Diskurs zutage tritt. Das sprechende Subjekt mit seinem Hier und Jetzt
wird in der Allmacht und endgültigen Wahrheit des philosophischen Diskurses nicht endgültig aufgelöst. Das Jetzt erscheint
im philosophischen Diskurs in Gestalt einer Subjektivität, die, so Foucault, zugleich diskret, souverän, unsichtbar und
beharrlich ist, die ständig verschwindet und sich wieder neu formiert. Im Herzen des philosophischen Diskurses ist die
Stimme des Philosophen zu hören, der sein Schicksal anerkennt.
18.08.2024 |